Mo 7. Oktober 2013
19:00

Tun Sie etwas! (XX)*

Angelika Hagen: I Have a Dream
Performance zu Mut, Vision und Veränderung
Angelika Hagen: Violine
Vera Rebl: Tanz
Katharina Weinhuber: Tanz
Andy Manndorff: Gitarre
Andi Schreiber: Violine

Immer dort, wo ein Samenkörnchen Mut in den Boden fällt und aufgeht, verändert sich die Welt.
(Christian Nürnberger)

Mut steht am Anfang von gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen und hat viel mit dem Ausloten und Überschreiten von - inneren und äußeren - Grenzen zu tun. Wer Mut hat, riskiert etwas: den Bruch mit Gesetzen, Regeln, Traditionen, die Ächtung der Vielen, Ausschluss aus einer Gemeinschaft, oft auch die Freiheit und das Leben.

Die Französin Olympe de Gouges, 1748 geboren, trat für die Rechte der Frauen ein und forderte, dass alle Stände freiwillig Steuern zahlen sollten, damit das soziale Elend behoben werden könne. Dafür wurde sie hingerichtet.
Rosa Parks war eine farbige Arbeiterin, die eines Tages im Bus einfach sitzen blieb, anstatt – wie es das Gesetz bestimmte – aufzustehen, um einem Weißen Platz zu machen. Diese mutige Haltung löste den „Montgomery Bus Boycott“ aus, der schließlich zur Aufhebung der Segregation führte. In unserer Zeit sind es zum Beispiel Alice Schwarzer, die - wie jede Kämpferin für Freiheit - am Anfang ihres Kampfes umstritten und angefeindet, verhöhnt und bedroht wurde, oder Anna Politkowskaja, eine unbequeme investigative Journalistin und Aktivistin für Menschenrechte, die 2006 ermordet wurde.
Immer mehr Menschen wollen sich heute außerdem bei politischen Entscheidungen einmischen. Es gibt Wut-Bürger, Mut-Bürger und – ausgelöst durch die Wirtschafts-, Finanz-, Werte- und Sinnkrise viele globale Protestbewegungen wie Attac, Occupy, »indignados« u.a.

Mut ist gefährlich, weil er mit Innovationen verbunden ist. Und das liegt nicht im Interesse der Machthabenden. Da stehen einander zwei Weltbilder gegenüber - Statik und Bewegung: Das Pochen auf das Bewahren und Befolgen einer »gegebenen gesellschaftlichen Ordnung«. Und Innovation und Weiterentwicklung.

In der Entwicklung der Kunst – egal ob Musik, Tanz, Literatur.... – gilt das gleiche Prinzip: Es gab und gibt die Tendenz des Bewahrens und die Entfaltung von Neuem: Neue Kunst verändert und kann verstören. Kunst antizipiert Zukunft.

»Mut ist keine angstfreie Zone. Mutig sein bedeutet: Angst haben und trotzdem weiter machen«
(Agnes Primocic, Widerstandskämpferin und Gewerkschafterin)

Mut kann ansteckend sein.
Gandhis Entwicklung war vom Neuen Testament und den Büchern Tolstojs und Thoreaus beeinflusst. Gandhis Weg inspirierte wiederum Nelson Mandela und Martin Luther King. Alice Schwarzer war durch ihre Begegnung mit Simone de Beauvoir bestärkt und inspiriert....

Alles hat einen Einfluss. Wann ein und welches Samenkorn aufgeht, lässt sich nicht im voraus sagen.

Und wir können immer bei uns selbst beginnen. In diesem Sinne:
»Du musst Dinge tun, von denen du nicht glaubst, dass du sie tun kannst!«

(Angelika Hagen)

* Aus der Rede des ungarischen Dirigenten Ivan Fischer 2011 zum 9. November (Reichspogromnacht 1938):
(...) Lesen Sie die Hetzartikel? Sehen Sie die ultranationalistischen, fremdenfeindlichen und antiziganistischen Bewegungen, die europaweit zunehmen? Dann bitte ich Sie, endlich zu begreifen, dass in Europa nicht in erster Linie der Euro in Gefahr ist, sondern die Toleranz. Tun Sie etwas! Grenzen Sie sich von denen ab, die sich mit den Hetzern Kompromisse schließen und erschaffen Sie obligatorische Normen, die die Freiheit der BürgerInnen Europas garantieren!“ (...)
Aus den Aufzeichnungen (1992-1993) eines Elias Canetti:
(…) Bauern im südindischen Karnataka: Nach monatelangen fruchtlosen Protesten versammelten sie sich jetzt vor dem Parlamentsgebäude und lachten zwei Stunden lang die Regierung aus. 2000 Polizisten schauten tatenlos zu.

Eintritt: Pay as you wish an der Abendkassa bzw. 7,50.- € im VVK inkl. Sitzplatzreservierung