So 13. April 2014
20:30
Puglia Sounds present

Nicola Conte Combo (I)

Nicola Conte: guitar
Melanie Charles: vocals
Magnus Lindgren: saxophone, flute
Pietro Lussu: piano
Luca Alemanno bass
Teppo Mäkynen: drums

"Eine Facebook-Revolution hat es in Ägypten nicht gegeben! Die digitale Welt ist erschreckend unpolitisch und unspirituell." Das meint Nicola Conte, international gefragter Star-DJ aus Bari, der sich vom Schallplattensammler zum Musiker gewandelt hat. Sein Gitarrenspiel, das sich an den sanften Grooves eines Grant Green und Kenny Burrell orientiert, hat er sich selbst beigebracht. Auf seinem eben erschienenen Album "Love & Revolution" dockt er an die große Zeit des politischen Jazz an. Mit sanften Mitteln. In seiner aromatischen Musik sollen alle Sinne auf Liebe kalibriert werden. Da bringt ein linder Frühlingswind die Gänseblümchen zum Tanzen, die umfassende Liebe dampft ethnische Grenzen ein, und am Ende verschmelzen sogar die Religionen.
Conte, das ist ein klandestiner Hippie, der sich mit Maßanzug und Krawatte tarnt, aber nichts als Weltverbesserung im Sinn hat: "Die Zeiten, als Europa eine führende Rolle gespielt hat, sind vorbei. Was wir jetzt brauchen, ist eine kulturelle Revolution." Den Untergang der Alten Welt sieht er auch im Verhalten der Menschen den Künsten gegenüber: "Diese verbreitete Gier, Musik illegal downzuloaden, ist ein Indiz für den gewaltigen kulturellen Rückschritt. Diese ganze konsumistische Haltung führt zu nichts Gutem. Jeder Musiker müsste sich fragen, was er tun kann, um den Menschen den Wert von Musik verständlich zu machen."
Nicola Conte tut das auf "Love & Revolution" mit einigem Aufwand. Er hat 22 Kollegen aus aller Welt in sein Studio nach Bari gelockt, darunter die Elite der neuen dunkelhäutigen Vokalisten von Gregory Porter über José James bis Nailah Porter. Dass sein Album auf dem legendären Label Impulse erscheint, das einst Granden wie John Coltrane und Archie Shepp weltberühmt machte, erfüllt Conte mit gar nicht so viel Freude. "Diese Dinge haben leider viel an Wert verloren. Es ist beschämend, wie wenig der US-Zweig der Plattenfirma Universal, der die Rechte für den Impulse-Katalog besitzt, zum 50.Geburtstag des Labels macht. Es gäbe so viele junge Stimmen des Jazz, für die Impulse eine tolle Plattform wäre. Aber heute sind die Firmen extrem risikoscheu. Sie werden von kleinmütigen Controllern beherrscht." Waren die Sechziger die letzte goldene Ära des Jazz? "Kunst ist immer nur Ausdruck der Vorgänge in einer Gesellschaft", meint Conte: "Die Zeiten, in denen Jazz hip war, waren insgesamt von einem Geist des Aufbruchs dominiert."
Den sieht er an vielen Orten dieser Welt, nur nicht in Europa. Die westliche Abneigung gegen den Islam findet er abstoßend. Auf "Love & Revolution" lässt er in überkonfessioneller Nonchalance über Shiva, Ra und Allah singen. Conte, ehrlich verzweifelt: "Dass Religion heute wieder dafür benutzt wird, Menschen zu trennen, macht mich sprachlos. Ich dachte, wir hätten aus der Geschichte gelernt? Der ökonomische Wohlstand hat den Willen, eine bessere Welt zu bauen, unterminiert." Nicht so bei Conte. Mit viel Leidenschaft fürs Detail kleidet er seine leicht patinierte Revolutionsrhetorik in luftige Arrangements. Er evoziert die vitalen "Black Spirits", flaniert durch den "Temple of Far East". Besonders gut geglückt: eine psychedelische Version von Simon & Garfunkels "Scarborough Fair". Dieser Mann beweist auf vielen Ebenen Geschmack.
Aber darf ein Revolutionär von eigenen Gnaden so modisch gekleidet sein? Kann man als Dandy Politik machen? "Mir ging es nie um Mode", meint Conte, "immer nur um Stil und Ästhetik. Dabei haben mich Blue-Note-Covers inspiriert und die Art, wie sich Trompeter Lee Morgan kleidete. Es gibt jede Menge Männer, die selbst im teuersten Anzug lächerlich aussehen. Eleganz ist eben immer auch eine Sache des Geistes." (Samir H. Köck, 2011)

Eintritt: 25.- € Stehplatz, 35.- Sitzplatz auf der Galerie