Sandy Lopicic: piano
Vesna Petkovic, Jelena Bukusic: vocals
Georg Gratzer: saxophone, flute
Boris Mihaljcic: violin
Thomas Mauerhofer: guitar
Sascha Prolic: bass
Alfred Lang: trumpet
Milos Milojevic: saxophone
Franz Kreimer: hammond B3
Rusmir Piknjac: accordion
Jörg Haberl: drums
Er hat Blutgruppe H – H wie Herzblut. Es pocht heftig, wenn er in die Tasten greift, komponiert, schauspielert, inszeniert. In ihm. Und im Publikum. Sandy Lopicic ist (fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!) in jedem Fall kreislauffördernd. Das spürte man schon, als der Deutsch-Bosnier, der nur vier Jahre in Sarajevo gelebt hatte und im Kriegsjahr 1991 zum Klavierstudium nach Graz gekommen war, im Theatercafé als bienenfingriger Alleinunterhalter Aufhorchen erregte. Als er als Ballettkorrepetitor der Oper glänzte. Als er für das Schauspielhaus die Bühnenmusik zur Uraufführung von Wolfgang Bauers „Menschenfabrik“ schrieb oder Tom Waits' „Black Rider“ arrangierte. Er hat Blutgruppe B – B wie Balkan. Das zeigte er bereits mit der 15-köpfigen Truppe in der „Freischütz“-Adaption, vor allem aber mit dem „Sandy Lopicic Orkestar“, das sich 1999 daraus entwickelte. Die Band wurde zum Garanten für musikalische Grenzzwischenfälle und brach selbst die starrsten Schlagbäume zwischen Gradec an der Mur, Zagreb, Belgrad, Sarajevo und Umgebung. Bis zur Auflösung 2006 hatte man auf europaweiten Touren den Legendenstatus erlangt. In den letzten Jahren war Lopicic in Graz, Salzburg, Linz, Wien, Nürnberg, Skopje und Weimar hauptsächlich als Regisseur tätig. Er arbeitete als Theatermusiker, häufig mit dem im Vorjahr verstorbenen Dimiter Gotscheff, der anno 2000 das grandiose „Pulverfass“ für den steirischen herbst inszenierte oder 2011 die Uraufführung von Peter Handkes „Immer noch Sturm“ bei den Salzburger Festspielen. „Bye bye Balkan“ also? Jein. Denn nach langer Pause stellt sich der 41-Jährige mit einem so betitelten Album für einen Neustart ein. Und zwar mit frischer Zehn-
Mann-Zwei-Frau-Band. „Sandy Lopicic Superstvar“ ist freilich augenzwinkernd, den „superstvar“ hei§t auf Bosnisch so viel wie „tolle Sache“. Ja, Tollheit klingt so, aber Abschied anders. „Auch das neue Projekt ist natürlich balkanesk“, sagt Lopicic, „dennoch will ich mich von einer Musiktradition lösen, die mich zwar ungemein bereichert hat, mir als in Deutschland Aufgewachsenem aber gar nicht zusteht“. Nach dem Krieg habe er sich aus Nostalgie mit seinen Wurzeln befasst, sei aber kaum noch in Sarajevo gewesen, weil seine ganze Familie in alle Welt verstreut sei. Einer dieser Loslösungsprozesse sei übrigens die Abkehr vom bosnischen Machismo, die der dreifache Vater, verheiratet mit der deutschen Schauspielerin Susanne Weber, selbst täglich üben müsse, wie er lachend gesteht. Darum heißt es auf Track 3 des neuen Albums auch: „These are the Balkan Men, they are causing trouble where they can . . .“ Blutgruppe S – S wie Selbstironie. (Michael Tschida, Kleine Zeitung)
Eintritt: 28.- € Sitzplatz, 20.- € Stehplatz