Sa 6. September 2014
20:30
JazzWerkstatt Wien Vienna Roomservice #5

Kutin-Kindlinger / Idklang / Orges & The Ockus-Rockus Band

Kutin-Kindlinger 'E# – a glacial tune'
Peter Kutin: composition, arrangements
Florian Kindlinger: composition, arrangements

Idklang
Markus Steinkellner: guitar

Orges & The Ockus-Rockus Band 'Export – Import'
Orges Toçe: vocals, guitar
Lukas Kranzelbinder: bass
Christian Eberle: drums
special guests: Clemens Salesny: alto saxophone, clarinet, Martin Eberle: trumpet, fluegelhorn

Kutin-Kindlinger "E# – a glacial tune"
Florian Kindlinger: composition, arrangements
Peter Kutin und Florian Kindlinger zeigen mit E# einen Teil aus ihrer Serie mehrkanaliger Ton-Bild-Kompositionen, die im Laufe der letzten drei Jahre entstanden sind und gerne als 'Hörfilm' klassifiziert werden. Dabei werden vor allem die Grenzen der Dynamik, sowohl klanglich als auch bildlich (laut-leise, hell-dunkel), ausgelotet. Die Arbeiten werden den jeweilig gegebenen Raumverhältnissen angepasst. Im Porgy & Bess wird der Ton über vier Kanäle wiedergegeben. Die Bildprojektion erfolgt frontal. E# orientiert sich an der wahren Geschichte eines Bergsteigers, der sechs Tage lang in einer Gletscherspalte, also in völliger Dunkelheit, festsaß und überlebte. Die Konfrontation mit dem in derartigen Situationen erwachenden Unterbewusstsein, sowie der Kampf gegen den drohenden Schlaf erzählen Kutin und Kindlinger klanglich sehr eigenwillig: sie haben sich selbst in eine Gletscherspalte begeben und dort nach dem Konzept von Alvin Luciers Stück "I am sitting in a room" die Eigenresonanzen dieser Spalte hörbar gemacht, indem sie den Raumklang der Spalte immer wieder erneut aufgenommen und abgespielt haben, so lange bis alles Resonierte und jeglicher konkreter (zuweisbarer) Klang verschwunden war. Diese Verwandlung ist der klangliche "backbone" des Stückes. In E# geht es um Isolation, Kälte, das Unbewusste und Dunkelheit. Ein sogartiges Stück, das sich auf einen Menschen konzentriert bzw. jeden Zuhörer mit sich selbst konfrontiert. Ein wesentlicher Teil der Bildebene wurde hierbei von der Videokünstlerin und Musikerin Billy Roisz gestaltet.

Idklang
Idklang ist das Soloprojekt des Gitarristen, Sängers und Produzenten Markus Steinkellner, der unter anderem auch in den Bands Jakuzi's Attempt, Fa Tech und Arktis/Air aktiv ist. Seit 2009 spielt er regelmässig Konzerte, tourte in ganz Europa, Süd-Amerika und Asien. "Seine Musik spannt weite Bögen zwischen den Genres. Wenn er die Soundkulissen künstlich flimmern lässt, zitiert er Industrial Legende Throbbing Gristle und dem experimentierfreudigen Gordon Sharp von Cindytalk. Mal ist seine Stimme sanft und hoch, wie Thom Yorkes, dann schreit er wieder, als würde er lieber dem Black Metal huldigen, oder sich an Chelsea Wolfes elektronische Hexenlieder erinnern." (Anne-Marie Darok / Mica)

Orges & The Ockus-Rockus Band "Export – Import"
Orges Toçe hat eine Stimme wie eine Schaufel voller whiskey-getränktem Kies. Die Themen seiner in albanischer Tom-Waits-Manier vorgetragenen Stücke wechseln zwischen kryptischen, soziopolitischen Kommentaren, Zurück-aufs-Land-Utopismus, Lobgesängen ans Fahrrad und alkoholisierter Philosophie.
Seine Ockus-Rockus Band spielt Fingerpickin'-Country mit einem Balkan-Einschlag und einer betrunkenen Burlesk-Jazz-Ästhetik: Hochenergetische Roots Music – bis auf die Momente, in denen es in rollenden Ska oder (noch überraschender) kontemplative Zärtlichkeit hineingleitet – frei nach dem Motto: Wer zuletzt kommt, den holt der Teufel. Die neue Platte (Export-Import, Toçe Records) beschwört eine Welt herauf, die von anthropomorphischen Insekten, Hexen, schmiergeldsüchtigen Grenzpolizisten in dunklen Sonnenbrillen und fetten Bossen in grossen Wägen bevölkert ist…aber vor allem wimmelt es von einfachen Leuten: Schuftend, intrigierend, katerausschwitzend; Leute die in postindustriellen Landschaften, Schuhschachtel-ähnlichen Wohnungen oder in verrauchten Kellern um dreibeinige Tische sitzen und von Sonne und Bäumen träumen. Und wenn sich all diese mürrischen Gestalten zusammenschliessen, wirkt es wie ein Hundechor um Mitternacht: Gespenstisch, tief bewegend und unheimlich schön. Wie immer du es beschreibst, es wird noch eine Weile dauern, bis du wieder einschlafen kannst. In diesem Fall hält sich Orges & The Ockus-Rockus Band stets an die betrunkenen Weisen: Iss, trink und sei fröhlich, denn der Tod sitzt neben dir – und wenn er sich langweilt, macht er sich an die Arbeit. Hajde! (Philip Yaeger)