Do 23. Oktober 2014
21:30

Carmen Lundy 'Soul to Soul' (USA)

Carmen Lundy: vocals
Patrice Rushen: piano
Darryl Hall: bass
Jamison Ross: drums

Aufgrund einer Terminkollission findet das Konzert von Carmen Lundy in der Roten Bar des Volkstheaters statt. Die MemberCard ist natürlich auch für dieses Konzert gültig. Achtung: Limmitierte Sitzplatzkarten!!

In jungen Jahren durch die Schule der Thad Jones/Mel Lewis-Big Band gegangen, hat Carmen Lundy den großen Orchestersound so verinnerlicht, dass sie zur großen vokalen Geste neigt, auch wenn sie in kleiner Formation auftritt. Für ihren ersten Porgy & Bess-Auftritt seit zehn Jahren hatte sie sich ein musikalisch flexibles Trio angelacht, das in der Lage war, mit ihren jähen Einfällen mitzuhalten.

Lundy, Jahrgang 1954, gehört zur raren Spezies von Jazzsängerinnen, die sich nicht am „Great American Songbook“ festhalten, sondern den Jazzgesang mit Eigenkompositionen vorantreiben. Ihr aktuelles Album, „Solamente“, hat sie selbst produziert und arrangiert, und sie spielt sogar alle Instrumente selbst. An Selbstvertrauen mangelt es ihr also nicht.

So konnte sie auch ein Wegkippen ihrer Stimme, just beim ersten Song des Abends, nicht nervös machen. Mit einem künstlerisch perfekt eingebetteten Räusperer zauberte sie den lästigen Stimmbelag weg, und schon war sie in „So Easy to Love“, einem vokalen Parforceritt durchs Marschland der Liebe. Temperamentvoll verschliff sie dem Fluss der Musik zuliebe die Konsonanten. Pianist Anthony Wonsey feuerte gut gelaunt bluesgetränkte Läufe ab, Lundy nahm die Motive auf und versetzte sie mit allerlei Melismen.
Ihren eindrucksvollen Stimmumgang zeigte sie in der Ballade „Heart of Gold“, wo sie von glockenhellen Höhen in erstaunliche Tiefen vordrang. Nur selten ließ sie es zart grooven, etwa auf „Never Gonna Let You Go“. Highlights: „Seventh Heaven“, eine beseelte Hommage an den jung verstorbenen Pianisten Kenny Kirkland, und das wirbelnde „One More River to Cross“, wo Lundy ausgiebig den Dichter Langston Hughes zitierte. Für Schmunzeln sorgte ihr jazzuntypischer Kostümwechsel in der Pause. In jeder Hinsicht unberechenbar, diese Dame. (Samir H. Köck, 2011)