So 25. Januar 2015
20:30
Portrait James Blood Ulmer

James Blood Ulmer 'Music Revelation Ensemble' feat. Wolfgang Puschnig (USA/A)

James Blood Ulmer: guitar
Calvin 'The Truth' Jones: bass
Aubrey Dayle: drums
special guest: Wolfgang Puschnig: alto saxophone

Manche Sets sind so aufgebaut, dass der Fokus auf Abwechselung und dramaturgischem Verlauf liegt, andere wiederum, wie etwa jenes, das James Blood Ulmer mit seinem Music Revelation Ensemble gestern Nacht beim 19. Vision Festival präsentierte, tauchen in die Unendlichkeit. Sie zu hören ist wie in einen Fluss zu steigen, der seit ewigen Zeiten dahinfließt und auch noch fließen wird, wenn wir nicht mehr hier sind.
Hätte ich doch nur ein präziseres theoretisches Vokabular, um Ulmers Gitarrenspiel zu beschreiben. So bleibt mir nur, seine Musik als eine Art Blues-Jazz-Raga zu bezeichnen. Erdenschwer und traditionsverbunden, aber auch wild und exotisch. Dramatisch, aber nicht überzogen, dazu intensiv leuchtende Farben – ein Kaleidoskop der Stimmungen. Themen, die vorgestellt und konzentriert durchgearbeitet werden, mitunter loop-artig zu kreisen scheinen, sodass sie mich an die zyklische, mantrische Schönheit von Ornette Colemans bester elektrischer Band denken ließen. Rhythmisch treibend und doch dehnbar, rubato, unendliche Variationen zulassend. Mit anderen Worten: visionäre moderne amerikanische Gitarrenmusik, wie sie von richtungsweisenden Musikern gespielt wird, die das Vokabular des avancierten Jazz zwar fließend beherrschen, in ihrem Spiel aber auf ein protziges Solieren verzichten und sich stattdessen diesem unendlichen Drone verschrieben haben. Wenn es gut funktioniert, so wie letzte Nacht, dann ist das Ergebnis von einer Tiefgründigkeit und musikalischen Substanz, die sich in einer Art Schneeballeffekt mehr und mehr verdichtet. Jedes Stück hatte einen Anfang und ein Ende, aber das folgende schien immer den Faden aufzunehmen und genau dort anzuknüpfen, wo das letzte stehengeblieben war. Calvin Jones lieferte am Bass das Fundament, Rochester schleuderte rhythmische Molotowcocktails ins Geschehen, explosive Post–Billy-Cobham-Fills und Interpunktionen. Vordergrund und Hintergrund, „Solist“ und Rhythmusgruppe, ihr Zusammenwirken ist nicht so sehr ein Interagieren als ein Koexistieren – die Musik ist jedenfalls immer in Bewegung. (Hank Shteamer, Time Out)

Eintritt: 28.- € Sitzplatz, 20.- € Stehplatz