Als Ravi Coltrane vor Kurzem sein neues Quartett im legendären New Yorker Club "Village Vanguard" vorstellte, beendete er das Konzert mit "Mr. Day", einem modernen Blues, frei schwebend über einem treibenden Bass-Ostinato. Diese Programmwahl war kein Zufall: Sein Vater hat diesen Blues geschrieben. Und er hat ihn wohl auch gespielt, als er im selben Club mit seinem Quartett gastierte, zwei Wochen lang im Herbst 1961; ein Engagement, das in die Jazzgeschichte einging.
Ravi Coltrane lässt sich von solchen historischen Bezügen nicht beeindrucken. Damals war er noch nicht geboren, und als sein Vater starb, lernte er gerade erst Laufen. "Das erste Mal, dass ich 'Der Sohn von John Coltrane‘ genannt wurde, war 1986, als ich statt an die Filmschule zum Musikstudium ging", erzählte er im Interview mit "All About Jazz". "Ich bin einfach nicht so aufgewachsen. Da war nie dieser Übervater im Haus, den ich hätte nachahmen müssen. Ich hab zum Saxofon gegriffen, wie 99 Prozent all derer, die das auch tun: weil sie Musik gehört hatten, die ihnen gefiel. So haben wir alle angefangen."
Inzwischen hat sich Ravi Coltrane längst seinen eigenen Namen erspielt. Vor zwei Jahren erschien mit "Spirit Fiction" sein bereits sechstes Album als Leader, produziert von seinem Freund Joe Lovano für das Label Blue Note.
Inzwischen hat er Musiker der jüngeren Generation um sich geschart. Den Schlagzeuger Johnathan Blake, in Bands von Kenny Barron, Donny McCaslin oder Omer Avital auf der Szene präsent, habe er "schon lange im Blick gehabt", sagt Coltrane. Jackie McLean forderte Dezron Douglas einst auf, Musiker zu werden. Sein Vater war Gospel-Sänger, inzwischen tourte Dezron zum Beispiel mit Cyrus Chestnut um die ganze Welt. Der Kubaner David Virelles schließlich zählt zu den gefragtesten Pianisten New Yorks, mit Engagements bei Steve Coleman, Chris Potter, Mark Turner und Tomasz Stanko. (Tobias Richtsteig)

Eintritt: 28.- € Sitzplatz, 20.- € Stehplatz