The Dorf – 25-Piece Sound Collective 'utopian beats & krautrock/ jazz/ trance/ noise' (D)
Marie Daniels, Anke Jochmaring: vocals
Ludger Schmidt: cello
Martin Verborg: violin
Markus Türk, Stephan Gerhartz, John D. Renken: trumpet
Gilda Razani, Felix Fritsche, Florian Walter, Christoph Berndt, Julius Gabriel, Veit Lange: saxophone
Denis Cuni, Adrian Prost, Max Wehner: trombone
Alex Morsey: tuba
Jim Campbell, Kai Niggemann, Achim Kämper: electronics
Oliver Siegel: keyboards
Johannes Nebel, Tim Isfort: bass
Serge Corteyn, Andreas Wahl, Christian Hammer: guitar
Simon Camatta: drums
Denis Cosmar: sound
Jan Klare: air movement
Aus dem Ruhrgebiet und Umgebung kommt das offene Großensemble unter der Leitung des Saxofonisten Jan Klare angerollt. Einmal monatlich erklimmen 25 bis 30 Mitglieder von The Dorf die Bühne im Dortmunder Domicil, um an diesem Ort Musik zu generieren, die viel zu groß ist, um in einer handelsüblichen Schublade Platz zu finden. Einflüsse aus Jazz, Noise, Krautrock, Punk und Minimal Music vermengt das Großensemble zu einer hinreißenden Melange. Das Prozesshafte, erklärt Klare im Gespräch, verfüge im regelmäßigen Heimspiel über die größte Entwicklungsmöglichkeit. Andernorts kämen immer Faktoren von außen ins Spiel, hier im Domicil könne man sich zur Gänze auf die Musik und die durch sie erzeugte Energie konzentrieren. Klare vergleicht die Dorf-Situation mit der eines Raumschiffs, das alle Beteiligten jederzeit für eine gewisse Zeit verlassen können, bevor man sie wieder zurückholt. Und er attestiert dem Ensemble eine soziale Ausnahmesituation, die man im gesellschaftlichen Alltag unmöglich verwirklichen könne.
Seit 2006 ist die Gruppe unterwegs: 120 Konzerte in acht Jahren. „So viele hatte ich mit keiner anderen Band“, sagt Klare. Rund zwei Dutzend Musiker gehören zur Dorfgemeinschaft, ein Drittel davon ist seit Beginn dabei. Und auch wenn es nicht immer leicht ist, den Ruhrgebietsbewohner von seiner Scholle weg in die Nachbarstadt zu locken, haben Klare & Co sich dazu entschlossen, eine ständige Vertretung einzurichten. Dass die Wahl auf den Jazzclub Domicil in Dortmund fiel, hat weniger mit dem Namen zu tun: Es ist schlichtweg der einzige Ort im Revier, an dem regelmäßig Jazz auf dem Programm steht. Die nächsten Angebote gibt es in Bielefeld oder Köln, also locker eine Autostunde entfernt.
Dorf-Konzerte sind soziale Ereignisse, eine Art Happening – mittlerweile ist die Band auch außerhalb der Dorfgrenzen bekannt. Basis bleibt jedoch die Region zwischen Ruhr und Emscher: Zu den meist kostenlosen, monatlichen Sessions im Domicil finden sich in der Regel zwischen 60 und 80 Zuhörer ein. Der Rekord lag bei etwas über 200. Man sieht sich, grüßt einander und trinkt auch gerne mal ein Bier oder ein Glas Wein miteinander. Einige waren schon 20, 30 Mal da, aber es gibt auch immer wieder Gäste, die einfach so einmal reinschauen. (Holger Pauler & Andreas Fellinger, freiStil)
PS: Anlass des aufwändigen Gastspiels der Dorfbewohner ist das 10-Jahre-Jubiläum von freiStil, Magazin für Musik und Umgebung. Nicht weniger als 60 Ausgaben hat die seit zwei Jahren in Wien ansässige Redaktion bis dato gestemmt, ihnen allen eignet die Liebe und das Engagement für die besten Musiken der Welt. Ihr Schwerpunkt liegt auf den unzähligen Ausformungen der Improvisierten Musik, ihren Protagonistinnen und ihrer künstlerischen und gesellschaftlichen Umgebung. Der soziale Charakter des Magazins entspricht eins zu eins jenem von The Dorf. freiStil bedankt sich recht freundlich für dieses Wunschkonzert beim Porgy & Bess (und beim Kaleidophon Ulrichsberg, wo The Dorf am 2. Mai gastiert).