reformARTorchestra & the ensembles (A)
Fritz Novotny: soprano saxophone
Nigar Hasib, Hans Echnaton Schano, Shamal Amin: voice
Bernadette Zeilinger: contrabass recorder
Karl Vössner: english horn
Gerhard Fritsch: tenor-, baritone saxophone
Alaeddin Adlernest: bassoon
Georg Graf: bass clarinet
Sepp Mitterbauer: trumpet
Rudolf Ruschel: trombone
Raoul Herget: tuba
Rina Chandra: bansuri
Inge Katharina Pechoc: piano
Monika Stadler: harp
Paul Fields: violin
Karl Wilhelm Krbavac: viola da gamba
Reinhard Ziegerhofer: bass
Johannes Groysbeck: electro bassguitar
Nikolaus Dolp, Peter Rosmanith, Wolfgang Reisinger, Lukas Ligeti: drums, percussion
Seit einem halben Jahrhundert forscht Fritz Novotny mit seinen "reformART"-Ensembles in diversen Besetzungen an einer eigenständigen Reform improvisierter Musik – konsequent, bar jeglicher Zugeständnisse weiterentwickelt. Gemeinsam mit Sepp Mitterbauer 1965 ins Leben gerufen kristallisierte sich Novotny bald als der "Unit" wesentlicher konzeptioneller Impulsgeber und unermüdlicher Initiator heraus.
Im Zuge der 2015 stattfindenden Jubiläumsaktivitäten hat Novotny einen ziemlich substantiellen Mitschnitt, besser gesagt Teile davon, eines Konzertes aus dem Jahre 1969 im Rahmen einer Odo Gutfreund-Ausstellung im ruhmreichen "Zwansgerhaus" erstmals auf Vinyl veröffentlich. Auf CD erschien der Mitschnitt erstmals im Jahre 1996 gekoppelt mit einem Livemitschnitt in größerer Besetzung aus 1995.
Bereits ziemlich deutlich klingt in dieser Aufnahme die individuelle Klangphilosophie der Reformkünstler an. Extrakte dodekaphonischer Methodik und Klangeindrücke besitzen den gleichen Stellenwert wie Anleihen bei Spielhaltungen des avancierten Jazz und diverser Folklorismen. Ebenso bedeuten Tonalität und Atonalität keine unvereinbaren Polaritäten, als vielmehr sich bedingende Spannungspole. Kein Lippenbekenntnis, sondern eine gewichtige eigene Handschrift. Jene schreibt eine impulsive, vitale, mit reichhaltigen Nuancen spielende Kollektivimprovisation nieder, die ausschließlich den Moment feiert.
Mit tiefverwurzelter Sensibilität wird mit Assoziationen betreffend der hymnischen Intensität Coltranes einerseits und den abstrakten Formzersplitterungen Picassos anderseits gespielt. Feinnervig filigran, wie beherzt zupackend. Doch in all diesen unorthodoxen Aggregatzuständen verankern sich auch da und dort gängige Jazzformalismen die respektvoll konterkariert werden. So z.B. wenn in den harmonischen Fortschreitungen des Klaviers Anklänge auftauchen, als würde Josef Mathias Hauer mit Thelonious Monk im Cafe Prückl über die eine Musik philosophieren. Zwölftonspiel trifft auf ausgefuchste Off-Beat-Blockakkordik.
Und schon wechselt wieder die Szenerie. Malli erzeugt mit seiner enorm elastischen, farbenfrohen Schlagzeugerei zusammen mit der flirrenden Arcokunst Michlmayrs ein brodelndes Rhythmusterrain in dem das Zeitmaß sich einer Fixierung annähert, aber auch eine Auflösung einfordert. Harmonische wie melodische Zutaten, die quergedacht und klangliche Randgebiete erforschend aufbereitet werden, durchpflügen das Terrain sowohl mit exzessiver Hingabe als auch meditativer Inbrunst. Novotny als auch Mitterbauer, letzterer weitestgehend am Klavier, lassen in ihren Exkursen eine Fülle von Verflechtungen und Spiegelungen ineinandergreifen.
Eine beachtenswerte Momentaufnahme einer folgenreichen Phase der Entwicklungsgeschichte des austriakischen Ansatzes Improvisierter Musik. (Hannes Schweiger)
https://www.youtube.com/results?search_query=fritz+novotny