Sa 6. Juni 2015
21:00

KAHIBA 'The Sixth Sense' (A/D/LUX)

Heinrich von Kalnein: alto saxophone, flute
Christian Bakanic: accordion, fender rhodes, piano
Gregor Hilbe: drums, loops, samples

Dass die drei Herren von Kahiba ihr Handwerk wirklich versteht, wissen Kenner der heimischen Jazzszene nicht erst seit gestern. Mit ihrem 2009er Werk „Orbital Spaces“ schon einmal das Feld für weitere Großtaten bereitet, legen Heinrich von Kalnein, Gregor Hilbe und Christian Bakanic mit „The Sixth Sense“ (Natango Music) nun ein Album vor, das wirklich in allen Belangen im höchsten Maße zu überzeugen weiß. Was das Trio auf den Weg bringt, ist ein beeindruckendes und in mitreißender und spannungsgeladener Form umgesetztes Beispiel für die absolute musikalische Vielfalt. Vorgestellt wird die Anfang Mai erscheinende CD im Rahmen einer Pre-Release Tour durch Österreich im April.

Man sollte mit Superlativen ja sonst eher sparsam umgehen, aber eines kann man nach dem Durchhören des neuen Albums des Trios Kahiba schon sagen, es besitzt einfach Klasse, und zwar eine über das Normalmaß hinausgehende. Heinrich von Kalnein (Saxophone, Flöte), Gregor Hilbe (Schlagzeug, Loops & Samples) und Christian Bakanic (Akkordeon, Fender Rhodes, Klavier) ziehen auf „The Sixth Sense“ alle Register ihres Könnens und zeigen wirklich allen Belangen, was sie auf dem Kerbholz haben.

Dramatische Spannungsaufbauten und -steigerungen, wunderbar harmonische Übergänge, plötzlich eintretende Brüche, hin und wieder eingeworfene Klangexperimente, ein steter Wechsel zwischen packenden Improvisationen und gediegene Zurückhaltung, fast schon poetische Eleganz, Eigenwilligkeit, Grenzüberschreitungen zwischen den unterschiedlichsten Spielformen, all diese Dinge und natürlich auch vieles mehr findet im vielschichtigen und facettenreichen musikalischen Universum von Kahiba Platz. Mehr noch, was den drei Musikern ganz offensichtlich mit spielerischer Leichtigkeit von der Hand zu gehen scheint, ist, die einzelnen Elemente wirklich zu einem funktionierenden Ganzen zu verweben, die Balance zu finden und der enormen Vielfalt eine von jeder Kopflastigkeit befreite Richtung zu geben.

Anstatt ihre eigenen instrumentalen Fähigkeiten demonstrativ zur Schau zu stellen, rücken Heinrich von Kalnein, Gregor Hilbe und Christian Bakanic einzig die Musikalität ihrer Stücke in den Mittelpunkt des Geschehens. Es regiert das Gemeinsame, der Gruppenklang, der jedem der Beteiligten gleichermaßen den Raum und die Gelegenheit bietet, sich einzubringen und in eine feinfühlige und lebendige Interaktion mit den anderen zu treten. Es passiert ständig etwas, nur, und hier offenbart sich eine weitere sehr schöner Aspekt dieses Albums, kriegt man als Hörer davon nicht wirklich viel mit, man wird nicht erschlagen von dem Vielen, vielmehr verhält es sich so, als würde man von einer Welle sanft durch die Stücke mitgetragen.

„The Sixth Sense“ ist ein Album geworden, das den Geist ebenso anspricht wie die Seele, das herausfordert genauso wie es Spaß macht, kurz: Was Kahiba bieten, ist schlicht und einfach Jazz in seiner schönsten und spannendsten Form. (mt)