Jaime Hernando Osorio 'kein problem mit widersprüche'
• Jaime Hernando Osorio, geboren 1953 in Kolumbien, lebt und arbeitet seit 1985 in Wien.
Sein Schaffen ist ungewöhnlich vielgestaltig: Architexturen, Zeichnungen, Ölmalerei, Graphik, Fetische, KeramikPlatten, Herbstkollektionen, Sand & Samen, Tiere & Jagdszenen…
Mit einem KinderAugenStaunen beschäftigt sich der Künstler welt- & stiloffen mit den Alltags- & Traumwelten unserer Gegenwart: Kein ästhetisches KonzeptionsDogma begrenzt seinen aufmerksam verzeichnenden Blick hinsichtlich all der Widersprüche, Kontrapunkte und Gegensätzlichkeiten, welche uns jederzeit im täglichen (Über)Leben begegnen & begleiten.
Heitere Tränen, fröhliche Trauer, verzweifeltes Glück, bekümmerte Heiterkeit, redseliges Verstummen, befreiender Schmerz, bunte Eintönigkeit, asketische Sinnenvielfalt, ungläubiges Vertrauen, verneinende Hingabe & hingebungsvolle Verweigerung sind in seinen sorgsam wie kunstvoll ausgeführten „Handwerk“ zu finden.
Und über das Handwerk schrieb einst der Südamerikaner Octavio Paz folgende weit-, klar-, um- & einsichtige Zeilen:
»Das Schicksal des Kunstwerks ist die kühle Ewigkeit des Museums; das Schicksal des industriellen Gegenstands ist der Müllhaufen. Der Gegenstand des Handwerks entgeht dem Museum, und wenn er zufällig in seine Vitrinen gerät, weiß er sich wohl zu behaupten: Er ist kein Einzelstück, er ist ein Muster. Er ist ein gefangenes Exemplar, kein Idol. Das Handwerk geht nicht mit der Zeit und will sie auch nicht besiegen.
Für den industriellen Gegenstand gibt es keine Wiedergeburt: Er verschwindet ebenso schnell, wie er erschienen ist. Hinterließe er keine Spuren, wäre er wirklich vollkommen; doch leider hat er einen Körper, und wenn er einmal ausgedient hat, wird er schwer zu vernichtender Abfall.
Die Indezenz des Mülls ist nicht weniger pathetisch als die falsche Ewigkeit des Museums. Der Gegenstand des Handwerks will weder Jahrtausende dauern, noch ist er davon besessen, bald zu vergehen. Er vergeht mit der Zeit, begleitet unser Leben, nutzt sich allmählich ab, sucht nicht den Tod, aber negiert ihn auch nicht: er nimmt ihn hin. Zwischen der zeitlosen Zeit des Museums und der beschleunigten Zeit der Technik ist der Gegenstand des Handwerks das Pulsieren der menschlichen Zeit.
Er ist ein Gebrauchsgegenstand, doch einer, der auch schön ist; ein Gegenstand, der dauert, doch der endet und sich damit abfindet, dass er endet; ein Gegenstand, der nicht einzig ist wie das Kunstwerk, sondern ersetzt werden kann durch einen anderen Gegenstand, der ihm ähnelt, doch nie der gleiche ist.
Das Werk des Handwerkers lehrt uns zu sterben und somit zu leben.«
Ganz in diesem Sinne: Kein Problem mit Widersprüche...: Herzlich Willkommen…! (re_de)