Kalle Kalima: guitar
Greg Cohen: bass
Max Andrzejewski: drums
Ein Mann muss tun, was ein Mann eben tun muss:
Auf „High Noon“ unternimmt der finnische, in Berlin lebende Gitarrist Kalle Kalima einen Streifzug durch die Western & Country Music. Seine Gefährten: der amerikanische Bass-Altmeister Greg Cohen und der junge, bereits mit dem Neuen Deutschen Jazzpreis prämierte Schlagzeuger Max Andrzejewski.
Kalle Kalima ist ein musikalischer Abenteurer. Ob an der Stilgrenze zum Rock, die Huldigung seiner finnischen Heimat oder Jazz-Anarchie mit der Band Kuu!, der 41-jährige liebt die Freiheit, die Weite und Breite der improvisierten Musik immer wieder neu auszuloten. Und ist immer wieder für eine Überraschung gut…
Das neue Projekt ist für Kalle Kalima eine alte Liebe: „Als Teenager hatte ich einen Gitarrenlehrer, der mir Country und Western näherbrachte. Das hat mir sehr gefallen und seither habe ich das immer wieder für mich gespielt.“
Und nicht nur für sich. Schon mit dem österreichischen Schlagzeuger Alfred Vogel und dessen „Glorreichen Sieben“ spielte er vor einigen Jahren bei zwei Country-Jazz-Projekten, einer Bearbeitung großer Western-Hits und einer Neil Young Hommage, mit. War dies eher eine wilde Geschichte, so geht „High Noon“ jetzt einen anderen Weg. „Es geht um die Konzentration auf das Wesentliche. Das Album soll ein Road Trip sein, mit verschiedenen Landschaften am Straßenrand, aber ohne großes Hin und Her. „Konzeptionell dicht, eine Art ,Kind of Blue‘ mit Country-Jazz“, erklärt Kalima.
In der Tat fügen sich die 13 Stücke fast zu einer Suite zusammen, obwohl sie ganz unterschiedlicher Herkunft sind: Vier Filmhits aus der Feder des großen Hollywood-Komponisten Dimitri Tiomkin stehen im Zentrum, darunter natürlich „High Noon“ aus dem gleichnamigen Westernklassiker von 1952 mit Gary Cooper. Das übrige Repertoire reicht von klassischen Western-Nummern wie „South Of The Border über den alten Seemanns-Shanty „Santy Anno“ aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und den Lagerfeuer-Klassiker „Ghost Riders In The Sky“ bis hin zum Beat-Evergreen „Man Of Mystery“ von den „Shadows“ und Leonard Cohens „Hallelujah“.
Kalle Kalimas Heimat ist mit den finnischen Volksstücken „Jääkärimarssi“ (Marsch der Jäger) und Hiski Salomaas frühen Emigrationssong „Lännen Lokari“ vertreten. Doch alles bleibt – selbst noch bei rasanten Tempoverschärfungen und Soundexperimenten - relaxed und verschmitzt humorvoll, entwickelt einen eigenen Flow und bei dem Hörer einen regelrechten Sog
Was auch an dem beispielhaft kollektiven Musizieren liegt, das Kalima hier mit seinen zwei Begleitern pflegt: „Wir sind eine echte Band. Jeder ist an allem beteiligt gewesen“, berichtet Kalima. So war Bassist Greg Cohen, der mit John Zorn, Ornette Coleman oder Dave Douglas spielte, vor allem aber durch seine Arbeit mit Pop-Exzentrikern wie Tom Waits, Lou Reed und Laurie Anderson bekannt wurde, zunächst der Impulsgeber: „Wir begannen mit Stücken, die er als Kind gehört hat“, erinnert sich Kalima. „Und das gab auch meinen finnischen Vorschlägen die Richtung vor: diese Atmosphäre des Road-Songs, die mir als großem Tom Waits-Fan sofort gefallen hat. Country-artiges passt wie der Tango zur finnische Mentalität“, sagt Kalima. „Es ist auch die Wirkung, die Kraft von eigentlich Kitschigem, was mich interessiert hat.“
Und schließlich steht „High Noon“ auch für die Chancen einer Verschmelzung der Kulturen, ein hochaktuelles, aber kein neues Thema: „Das sieht man an den Stücken von Dimitri Tiomkin“, erläutert Kalima. „Ein Russe, der nach Hollywood gegangen ist und dort mit ,High Noon‘ oder ‚Alamo‘ ein Hitlieferant mit ureigensten amerikanischen Musikzutaten wurde. Das traf unseren Ansatz einer Emigranten-Musik: Ich lebe als Finne in Berlin, Greg als Amerikaner, und Max hat ja polnische Wurzeln. Es blieb die Herausforderung, diesen Country-Zugriff interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Etwas herauszukitzeln, ohne den Kern kaputt zu machen.“ Eine Herausforderung, die Kalima, Cohen und Andrzejewski brillant gemeistert haben. (Pressetext)