Christof Kurzmann: saxophone, clarinet, electronics
Thomas Berghammer, Franz Hautzinger: trumpets
Viola Falb: alto saxophone, bass clarinet
Susanna Gartmayr: bass clarinet
Klaus Filip: laptop, electronics
Johanna Forster: guitar
Michael Krupica: bass
Michael Moser: cello, e-bass
Katharina Ernst: drums
Günther Castanetti: electronic percussion
Special guests: Franz Reisecker (guitar), Isabelle Duthoit (clarinet, vocals) & Mats Gustafsson (saxophone)
Umdrehungen pro Minute
Diese großorchestrale Formation war das pulsierende Konzentrat von Christoph Kurzmanns musikalischer Ästhetik und Klangvision. Er ein hellwacher Zeitgenosse, Genreverweigerer und Charismatiker, Als Co-Konzeptionisten hatte er den Soundtüftler Christian Fennesz eingeladen. Um sich versammelten die beiden eine Horde spielwütiger Klangaktionisten, die alle möglichen Spielhaltungen abdeckten. Von Punk über Avant-Rock, Free Jazz/Improvisierte Musik bis zu elektronischer Soundware. Grenzzäune wurden niedergewalzt. Freigeistigkeit und Egalität, Respekt und Kollektivität wurden gelebt. Das war 1996. Dokumentiert auf dem als Intrada gezeigten, damals entstandenen 33 1/3 Minuten dauernden Dokumentarfilm. Zwanzig Jahre später kam es nun zur Wiederbelebung der orchestralen Idee und zur Revitalisierung des einstigen Programmes. Mit großteils MusikerInnen der nächsten Generation und ein paar Haudegen der 33 1/3 Ursuppe. Und das seinerzeit bestellte musikalische Freiland wussten die ProtagonistInnen unter den Anregungen Kurzmanns, der vornehmlich an Holzblasinstrumenten zu hören war, mit Hingabe und Einsatzfreude weidlich auszukosten. Die Dramaturgie der Performance war erfrischend durchdacht, Kleingruppierungen wechselten mit dem vollen Orchester, ebenso wie die Aggregatzustände mit all der sympathischen Imperfektion, die in brachialer Rockmotorik ausuferten, sich in kollektiven Furiosi entluden oder in introspektiven, elektronisch generierten Flächen ausdehnten. Ein illuminierendes elektro-akustisches Amalgam von nach wie vor prickelnder Energetik und unbändiger Vitalität. Die Lustbarkeit sprudelte nur so aus den MusikerInnen heraus und verpasste dem Klangkosmos seine gegenstrichige, wilde Schönheit von unverhohlen authentischer Gewichtung. Ein Glanzpunkt war die Eigendeutung von Michael Mantlers „Preview“ aus seinem legendären Album „Communication“. Großartiges Klanggestöber mit im ersten Teil einem himmelstürmenden Mats Gustafsson und im zweiten Teil einer grandiosen „Schreikantate“ von Isabelle Duthoit. Auch wenn einige Momente durchwachsen waren, speziell die kontemplativen Phasen haderten mit einer gewissen Starre, eingedenk allerdings der nur sehr sporadischen Möglichkeiten der Zusammenarbeit, stand doch ein unverrückbares Statement der jüngeren österreichischen Musikgeschichte im Raum. Ein Orchester 78 hätte zweifelsohne seinen Reiz. (Hannes Schweiger)