Gina Schwarz: bass, composition
Jim Black: drums
Fabian Rucker: saxophone, bass clarinet
Benjamin Schatz: piano, keyboards
Heimo Trixner: guitar
special guest: Marco Blascetta: vocals
Schwarz hören – listen Black
Gleich auf den ersten Schlag, stark besaitet. Bass und Schlagzeug umspielten einen glühenden tonalen Kern. Mit ausnehmender Wendigkeit und Elastizität, gepaart mit melodischer und rhythmischer Raffinesse in einer ad lib-Zeitlichkeit. Hier war der Anstoß gegeben für die kommende ereignishafte Klangrede. Dieses unmittelbare Verständnis zwischen der zu den im heutigen Jazz-Biotop herausragendsten Nachkommenschafts-Koryphäen am Kontrabass zählenden Gina Schwarz und dem „Vom anderen Stern“- Schlagzeuger Jim Black war umwerfend, ließ nichts anbrennen und schon gar nicht locker. Folglich zentrierte sich dieser Energieschub zu einem offensiven, kochenden Groove, Jazzduktus meets Rockappeal, dem sich die drei restlichen Musiker frischen Mutes anschlossen und unumwunden bedacht waren dessen Wucht mit harmonischen Kleinoden weiter auszufüttern. Nachdem bei diesem Eröffnungsstück der Stimmperformer Balscetta, der in seiner Sangeskunst ein Konzentrat aus Charismatikern wie Beefheart, Morrison und Waits für sich verwandelte, eingestiegen war vollzog sich eine vertrackt eigenwillige Umdeutung deren Musik. Diese rhythmisch intensive, brodelnde Vielschichtigkeit mit den melodisch leuchtenden Ornamentierungen war der prägenden Impulsgeber sämtlicher Musik dieses Abends. Fortwährend zündeten Schwarz und Black die nächste Stufe, hieß, Schwarz durchmaß mit Bravour und Eleganz, auf den Herzschlag der Musik konzentriert, mit voluminösem Ton den Tonumfang ihres Instrumentes und in Blacks Händen schienen die Rhythmen wie Plastelin zu sein. Er formte, knetete, dehnte, zerriss, verknüpfte diese nach Belieben, eingetaucht in eine üppige perkussive Farbpalette. Außerdem spielten beide mit bestechendem Timing, welches auch gelegentlich lustvoll ausgehebelt wurde. Solistisch eine Hauptrolle bestritt der famose Holzbläser Rucker, der souverän mit Klangverschleifungen, Multiphonics, Changes in seinen brennenden, teils vor Intensität berstenden Soli verfuhr. Er hat die Tradition des afro-amerikanischen Tenorsaxophonspieles überzeugendst adaptiert, inklusive einer „Schleifpapier Ton“-Schattierung eines Shepp. Als zurückhaltender, überraschende Farbtupfer setzender Mitgestalter bewies sich Szeneurgestein Trixner, der bei dem einen oder anderen Solo seine reiche Musikalität in die Waagschale warf. Er wie Rucker trieben ihre Exkurse formgebend auch in freitonale Randbereiche. Lediglich Pianist Schatz wirkte einigermaßen unauffällig und gab sich in den Soli etwas zu steif und klassisch etüdenhaft. Derart aufregend klang die Gina Schwarz Unit, ein über jedwede stilistische Einzäunungen erhabenes, organisch voranschreitendes Kollektiv, in dem nicht alleine die Fähigkeit des Improvisierens von Bedeutung ist, sondern ebenso die vielgestaltigen, kompositorischen Entwürfe von Schwarz eine entscheidende dramaturgische Rolle einnehmen. Eines der kreativkräftigsten, besten heimischen Jazzensembles – schwarzes Gold. Hannes Schweiger