Nicolas Simion: saxophone
Fausto Beccalossi: accordion
Mike Roelofs: piano
Martin Gjakonovski: bass
Silvio Morger: drums
Inspiriert von der großen alten Tradition rumänischer Volksmusik erweitert der Komponist und Saxofonist Nicolas Simion mit „Transylvanian Jazz“ seine umfang- und facettenreiche Diskografie. Das mit Unterstützung des Rumänischen Kulturinstituts (RKI) verwirklichte Projekt gibt nicht zuletzt aufgrund der traditionellen Instrumentierung einmal mehr den Blick auf die musikalischen Wurzeln dieses Ausnahmemusikers frei.
Zu Österreich hat Nicolas Simion ein besonderes Verhältnis, immerhin lebte der Komponist und Saxofonist fast zehn Jahre in Wien. Genau so lange befindet sich mittlerweile sein Lebensmittelpunkt in Köln. Es war im Jahr 1989, als sich der Musiker aus Dumbravita, einem kleinen Dorf in den Karpaten Siebenbürgens, zur Emigration in den Westen entschloss. „Zu diesem Zeitpunkt war ich fast 30 Jahre alt und ich wusste ungefähr, was ich in meinem Leben wollte, aber ich wusste nicht, wie ich es realisieren sollte“, so Simion. Die Liebe zur improvisierten Musik hatte ihn schon in seiner Heimat gepackt. Gemeinsam mit dem Pianisten Mircea Tiberian und dem Saxofonisten Dan Mandrila hatte er eine der erfolgreichsten Jazzformationen Rumäniens gegründet. Die Band wurde auch gerne zu Jazzfestivals etwa nach Ost-Berlin oder Warschau eingeladen.
In Wien traf Simion auf heimische und internationale Jazzgrößen wie Art Farmer, Leo Wright, Idris Muhammad, Harry Sokal und Christian Muthspiel, mit dem er seine erste Plattenaufnahme im Westen machte. Eine von vielen nachhaltigen Begegnungen sollte jene mit dem 1992 verstorbenen Saxofonisten Jim Pepper werden. Auf Initiative des Pianisten und langjährigen Weggefährten Jim Peppers, Mal Waldron, konnte Nicolas Simion auf der „Jim Pepper Memorial Tour“ den Saxofonpart übernehmen. Aus der Kooperation mit Waldron entwickelte sich schließlich eine kongeniale Duo-Partnerschaft, ein Zeugnis davon ist das herausragende Live-Album „The Big Rochade“. „Es gab zwischen uns eine fast perfekte Alchemie, ein einzigartiges Interplay“, so Simion über seinen 2002 verstorbenen Partner. (...) Welchen Stellenwert die Volksmusik, aber auch die klassische Musik seiner Heimat bei ihm einnimmt zeigt nicht zuletzt ein Blick auf seine Diskografie. Nach Alben wie „Transylvanian Dance“, „Back to the Roots“, „Balkan Jazz“, „Romanian Dance“ oder „Transylvanian Grooves“ hielt Nicolas Simion „Transylvanian Jazz“ für den geeigneten Titel für seine neue CD. Obgleich Bezeichnungen wie „Ethno Jazz“, „Folk Jazz“ oder „Balkan Jazz“ auf seine Musik zutreffen mögen, Simion sind solche Kategorisierungen nicht wichtig, für ihn ist es „einfach Musik!“ (...) Das Resümee des Künstlers: „Indem wir die Musik einfach und simpel gehalten haben und der Stimmung eines jeden Songs gefolgt sind, werden Geist und Seele der Musik lebendig. Das war immer meine Idee - eine zeitlose Musik zu machen.“ Und dass Nicolas Simion das gelungen ist, davon kann sich nun jeder selbst überzeugen. (Jörg Weitlaner, 2007)
Im P&B wird er seine neue CD „Transylvanian Moods“, u.a. mit dem hervorragenden Akkordeonisten Fausto Beccalossi, präsentieren. Bun venit! CH
Lebenslauf Nicolas Simion
Nicolas Simion wurde 1959 in der Nähe von Brașov in Rumänien geboren. Er besuchte das Musikgymnasium in Brașov und lernte sein Handwerk als Klarinettist, an der Musikhochschule in Bukarest. Schon früh wandte er sich dem Jazz zu und gründete in 1984 Opus 4 seine erste Band, mit der er bei Jazzfestivals in Rumänien und Ostberlin (Jazzühne-Festival) auftrat. Nach einem Auftritt in Warschau (Jazz Jamboree) 1988 entschied sich Simion, nicht nach Rumänien zurückzukehren und flüchtete über Ungarn nach Wien. Da arbeitete er als freischaffender Künstler und spielte erstmals auch mit professionellen Jazzmusikern wie Tomasz Stańko, Ed Schuller, Christian Muthspiel, Patrice Heral, Victor Jones, Jamey Haddad, Lonnie Plaxico, Ronnie Burrage, Andy McKee und Billy Kilson.
In dieser Zeit entstanden zahlreiche Plattenaufnahmen bei TUTU Records, darunter Transylvanian Dance, Back to the Roots, Viaggio Imaginario . 1992 begann ein langjährige Zusammenarbeit mit Mal Waldron, die verschiedene Konzerte und Tourneen – vor allem im Raum Österreich, Schweiz und Deutschland – und einige Liveaufnahmen umfasste. Live at Satiricon (Essen 2004) und The Big Rochade (Köln 2005) sowie From Dark into the Light (Göttingen 2006) gehören zu den wichtigsten. 1996 wurde Simion mit dem Körner-Preis ausgezeichnet, den er für eine Ballettmusik für großes Orchester und Jazz Combo mit dem Titel Unfinished Square erhielt, eine Auftragskomposition des österreichischen Kulturministeriums. Diese Musik legte den Grundstein für das gleichnamige Album in kleiner Jazz-Besetzung.
Die interessante Jazzszene in Köln veranlasste ihn 1998, ins Rheinland zu ziehen. Hier traf er auf u.a. auf Gunther Schuller, mit dem er ein Projekt mit Musik von Jim Pepper realisierte. Dabei entstand die Live-Aufnahme Witchi-Tai-To mit dem WDR-Rundfunkorchester und Ed Schullers Remembrance Band. Gunther Schuller produzierte in der gleichen Zeit in den USA das Album Luca’s Dream, an dem auch Ed Schuller und Victor Jones beteiligt waren.
Diese beiden CD spiegeln die unterschiedlichen Richtungen, die Simion in seiner Musik einschlägt: Die Verbindung von Klassik und Jazz (Cross-over) in Werken mit größeren Orchestern und Jazz Combo sowie Ethno-Jazz, der Motive und Elemente der Balkan Folklore verarbeitet. Auf der CD Balkan Jazz (mit Dusko Goykovich) stehen diese im Mittelpunkt; hier kehrt Simion zu seinen musikalischen Wurzeln zurück. Dass diese Musik auch für große Ensembles arrangiert werden kann, zeigt eine Aufnahme von 2004 mit der WDR Bigband unter Bill Dobbins.
Die Einflüsse aus der Folklore bringt Simion auch in den Jazz Mainstream ein, etwa bei gemeinsamen Auftritten mit dem Pianisten Jancy Körössy und dem Saxophonisten Lee Konitz . Musikalisch zuhause fühlt Nicolas Simion sich letztlich doch im Repertoire des Ethno-Jazz.
In den vergangenen Jahren spielte er mit unterschiedlichen Musikern zusammen, darunter dem Gitarristen Norbert Scholly, dem Bassisten Martin Gjakonovski und dem Pianisten Florian Weber. Mit Zoltan Lantos und Fausto Beccalossi, Antonis Anissegos, Piotr Wojtasik, Ryan Carniaux und Sebastien Boisseau folgten verschiedene Live-Aufnahmen, darunter Magic Drops, Transylvanian Grooves (DVD),Transylvanian Jazz und Tarantella Facile sowie Crazy World.
2004 gründete Nicolas Simion in Rumänien sein eigenes Label, 7Dreams Records, bei dem mittlerweile über 25 CDs erschienen sind. Aufnahmen wie Romanian Dance, Classic meets Jazz Vol. I, Jeu des Garcons, Live in Zurich und Memorial Richard Oschanitzky Vol. I und II gehören ebenso dazu wie das mit Jancy Körössy am solo Piano eingespielte American Impressions & Romanian Landscapes. Als einziges Label dokumentiert 7Dreams die Geschichte des Jazz in Rumänien.
Mit freundlicher Unterstützung des Rumänischen Kulturinstitut (RKI)