Christoph Cech Jazz Orchestra Project 'Chapter One: The Major Tom Tales' (A)
Sascha Otto: flute
Vincent Pongracz: clarinet
Astrid Wiesinger: alto, soprano saxophone
Robert Schröck: alto, baritone saxophone
Chris Kronreif: tenor saxophone, flute
Manfred Balasch: tenor, soprano saxophone, bass clarinet, flute
Florian Fennes: baritone saxophone
Sebastian Höglauer, Mario Rom, Martin Eberle, Herbert Walser: trumpets, fluegelhorns
Lois Eberl, Martin Ptak: trombones
Florian Heigl: bass trombone
Tobias Ennemoser: tuba
Andreas Erd: guitar
Philipp Kienberger: bass
Seppi Hinterhölzl: drums
Paul Schuberth: accordion
Tomas Novak, Simon Frick: violins
Cynthia Liao: viola
Sophie Abraham: cello
Thessa Habeler, Esther Bradatsch, Anna Anderluh: vocals
Christoph Cech: piano, keyboards, composition, conduction, leader
Orchestraler Sternenstaub
„Wie vom anderen Stern“ – ein Ausspruch der für wahr einigermaßen abgenudelt daherkommt. Doch in vorliegendem Fall sei es gestatte, diesen wieder einmal aus dem Köcher zu ziehen. Es betrifft das aktuelle großorchestrale Jazzprojekt des nicht anders als Ausnahmemusiker zu bezeichnenden Komponisten, Arrangeurs, Pianisten, Dirigenten, Orchestergründers und nicht zu vergessen engagierten Musikpädagogen und sonst noch, Christoph Cech. Wie sehr ihm das Tonsetzen und der kreative Schaffensprozess mit großformatigen Klangkörpern unter den Nägeln brennt, und welch hochqualitatives Niveau er dabei anstrebt, beweist Cech seit vielen, vielen Jahren. Mit seiner neuesten „Very Big Band“, 27 Frau/Mann hoch – er hat die herkömmliche Big Band Besetzung modifiziert und um ein weibliches Gesangstrio, ein Streichquartett, einen Akkordeonisten erweitert - und die erste unter seinem Namen, steuert dieser sympathische Klanginszenierer einen weiteren Qualitätslevel an. Zudem gelang es ihm, von vier langjährigen Mitstreitern abgesehen, die Creme der jungen österreichischen JazzmusikerInnenriege unter einen Hut zu bringen und auf einen gemeinsamen Fokus einzuschwören. Mit dieser unorthodoxen Formation verkündete er das erste Kapitel einer neueren Kompositionssammlung. Was war jetzt das Besondere an dem zu hörenden Output: Als Intrada entwickelte sich aus einer Geräuschcollage ein fulminantes Crescendo mit messerscharfen Tutti der Blechbläser, ausdifferenzierter Satzarbeit der Holzbläser, feinen Schwebungen von Stimmen und Streichinstrumenten und als bewegungsdynamisches Triebwerk eine rockaffine, elastisch herumwirbelnde Rhythmik mit wandelbarer Periodizität. Diese Texturen pflanzten sich in immer wieder überraschenden Wandlungen fort. Weiters ist es dieser ureigene Sound den Cech erschuf. Resultierend unter anderem daraus, dass er einen undogmatischen Zugang zu seinem weitgefächerten Jazzverständnis, ohne ein stilistisches Klein/Klein, pflegt. Wie er überhaupt mit den Entwicklungen der Musikgeschichte der letzten zweihundert Jahre umzugehen und sie in seinen wunderbaren Breitwandsound, ohne jäh damit zu erdrücken, hereinzuholen weiß. Hier erfährt der Begriff „Freie Musik“ eine elementare, losgelöste Bedeutung. Beeindruckend ist zudem Cechs enormes Geschick, trotz aller Festlegungen, in denen er nicht mit komplexer Architektur geizt, Grund großer Arrangierkunst, harmonischer wie melodischer Flexibilität und den eingepflanzten „Freihandelszonen“, die Musik in all ihren Nuancen in einem natürlichen, organischen Fluss sich entwickeln zu lassen. Kreisend um ein tonales Zentrum. Dazu gehört natürlich ein derart zusammengesetztes Orchester das zu einem „OHRchester“ mutierte, denn die Beteiligten legten eine außerordentliche Hingabe und Wachsamkeit an den Tag und verstanden es die Kompositionen bis ins kleinste Detail, mit all seinen Reibungen Verschiebungen, mikrokosmischen Inseln, auszuleuchten und zum Glänzen zu bringen bzw. solistisch mit Perlen anzureichern. So z.B. die Trompeter Mario Rom und Martin Eberle, die Saxophonisten Astrid Wiesinger und Chris Kronreif, der Gitarrist Andreas Erd (der die „Erd“ zum Beben brachte) oder Flötist Sascha Otto. Aber Cech legte ihnen auch fast maßgeschneiderte Fährten aus. Das ist ebenso eine seiner speziellen Gaben. Captain Cechs Klangkunst pulsierte in einem Maelstrom aus berstender Energie, Vitalität, Vielgestaltigkeit und emotionaler Dringlichkeit. Die Töne flogen irrlichternd durch den Raum – unter sensorischer Groundcontrol des Leaders. Überschrieben sein könnte Cechs Musik mit dem Credo des großen afro-amerikanischen Pianisten Mal Waldron: „And don´t forget that the definition of music is organised sound“. CCJOP = CCTOP. (Hannes Schweiger)