So 25. September 2016
20:30
JazzWerkstatt Wien presents Vienna Roomservice

Agnes Hvizdalek / Chuffdrone ...

Agnes Hvizdalek
Agnes Hvizdalek: voice

Chuffdrone
Astrid Wiesinger: alto, soprano saxophone
Lisa Hofmaninger: soprano saxophone, bass clarinet
Hubert Gredler: piano, voice
Judith Ferstl: bass
Judith Schwarz: drums

In der Garderobe: Lukas Lauermann: cello
In der Strengen Kammer: Kristin Gruber „Embracing Shitstorm – A Divine Service“
Chapter 4: Ode to Frustration
Kristin Gruber: Text
Peter Rom, Martin Eberle: Musik

Werkstattnotizen
Seit sieben Jahren ist es Usus, dass der unbeugsam aktive und das kulturelle Leben dieser Stadt bereichernde und speziell für die heimische Jazzszene förderliche MusikerInnen-Pool der Kooperative Jazzwerkstatt Wien ihren viertägigen Roomservice im Porgy & Bess anbietet. Die Tage waren neuerlich ein aufweckendes und bannendes Konzentrat der aktuellen Standortbestimmung der ProtagonistInnen dieser Initiative. Und unumstößlicher Pluralismus ist eine der bestimmenden Maximen der WerkstätterInnen geblieben. FMK sozusagen – freigeistige Musik-Kultur. Stilistisch wie geopolitisch. Wie tut das gut in diesen Tagen.
So war der Abschlusstag:
Der klingende Roomservice dringt wie gewohnt in fast jede Räumlichkeit des Porgy vor. So war in der MusikerInnengarderobe unter Anwesenheit der, auf Grund der begrenzten Platzgegebenheiten gelosten Zuhörenden, der Wiener Cellist LUKAS LAUERMANN mit einem Recital zu hören. Lauermann spielte mit zunächst fein abgestimmten, „vielharmonischen“ Polyphonien und Melodiefortschreitungen, die er mittels Sampling aufbaute und zu einem „Ein Mann-Streichquartett“ erweiterte, ehe er final sehr bedacht alles in einem strukturierten Klangdonner eruptieren ließ. Eine ergiebige „Conversation with himself“. In der strengen Kammer wurde der letzte Teil von KIRSTIN GRUBERs Text „Embracing Shitstorm – A Divine Service“, mit der musikalischen Zugabe von PETER ROM und MARTIN EBERLE, zelebriert. Kraftausdruck und –klang. Selbstredend waren auch die „stillen Örtchen“ zu klingenden Klangoasen umgestaltet. Mittels elektroakustischer Collagen aus konkreten Wassersounds und persiflierenden Klangwolken mit „Wellnessfaktor“. Im Mainroom eröffnete zunächst die sensitive, radikale Stimmperformerin AGNES HVIZDALEK. Mit Bestimmtheit frönte sie einer nonkonformen Utopie kontrastierend zu musikalischer Einsilbigkeit und „Lauwärme“. Ihr gleißender Gegenentwurf war ein Mikrokosmos aus gutturalen Laut- und Geräuschanhäufungen, die teils in faszinierende Obertonbereiche aufstiegen, in immensen multiphonen Tontrauben kulminierten oder in perkussiven Arabesken aufgingen. Zwischen Kopfstimme und Kehllauten, die auch diverse ethnische Gesangspraktiken reflektierten, changierend. Zischen, schnarren, gurgeln, schnalzen, schmatzen, brutzeln – qualitativ geformt, entrissen der Imagination des Momentes.
Was man vermisste, war die letztendliche musikalische Schlüssigkeit, die die Klangsplitter und Soundschlaufen auffädelten. Es war zu häufig eine effektvolle Aneinanderreihung von Klangsituationen. Doch angesichts des künstlerischen Potentials wird Hvizdalek dahingehend auch einen Weg finden. Den Epilog der diesjährigen tönenden „Raumpflege“, lautmalte das Quintett CHUFFDRONE. Ein junges Kollegium äußerst versierter InstrumentalistInnen, namentlich Astrid Wiesinger (as, ss), Lisa Hofmaninger (ss, bcl), Hubert Gredler (p), Judith Ferstl (b), Judith Schwarz (dr, perc), das sich bereits einiges an Reputation, über die Grenzen hinweg, erspielt hat. Mit einer offensiven, jetztzeitigen „Modern Jazz“ Auslegung. Diesen Abend funktionierte jene allerdings nicht sonderlich effektiv. Die Band gab sich zu zurückhaltend – kollektiv wie individuell, verweilte zu häufig in einer elegischen Dramaturgie, und war zu zaghaft in der improvisatorischen Weiterführung der zweifelsohne spannenden harmonischen Kadenzen und Akkordbauten die einfallsreich arrangiert waren. Demzufolge dominierte eine konturierende Weichzeichnung und ein Verharren in zu starrer Konzeptionalität. Trotzdem die jugendliche Energie und Phantastik wird sich fraglos durchsetzen.
Wiederholt stellte sich das VIENNA ROOMSERVICE als (t)raumhaftes Projekt dar, das die Jazzgemeinde hoffentlich bis auf weiteres klangspeziell servicieren wird. Hannes Schweiger

Eintritt: 12.- €, 40.- € Festival-Pass