Di 25. Juni 2002
21:00
Jazzfest Wien

Thomasz Stanko Quartet

Thomasz Stanko: trumpet
Marcin Wasilewski: piano
Slawomir Kurkiewicz: bass
Michal Miskiewicz: drums

Langgezogene, gleißend helle, von autistischem Brummeln ornamentierte Trompetenklänge schossen 1998 über die Köpfe von abertausenden Festivalbesuchern in Europa: Tomasz Stanko, der tiefsinnige Trompeter huldigte der Musik seines alten Helden Krzysztof Komeda, dem viel zu früh verstorbenen Pianisten, Filmkomponisten (Polanski-Filme!) und polnischen Jazzheiligen. „Litania” nannte sich die seelenvolle Hommage an jenen Mann, in dessen Quintett der 1942 geborene Stanko in den Sechzigern seine Lehrjahre absolvierte und solcherart an der Entstehung von solch superben Alben wie „Astigmatic” mitbeteiligt war, das als beste polnische Jazzplatte gilt, die jemals eingespielt wurde.
Die während der Ära des Kommunismus erstaunlich stark aufblühende Jazzszene Polens hielt viele Betätigungsfelder für den aufstrebenden Trompeter bereit. So spielte er in den Bands der Saxophonisten Janusz Muniak und Zbigniew Seifert, komponierte Orchestrales für den Polnischen Rundfunk, spielte sowohl Free Jazz wie auch Standards und Balladen des Great American Songbook. Diese Vielseitigkeit prädestinierte ihn auch dafür, Musik für Film und Theater zu kreieren. Eng mit seinem künstlerischem Aufstieg verbunden ist das Münchner Label ECM. Seit einem Vierteljahrhundert nimmt der Melancholiebegabte seine elegischen Meisterwerke für dieses Label auf: Das schon erwähnte „Litania” etwa, das in Polen mit der Goldenen Schallplatte ausgezeichnet wurde, das grandiose „From the Green Hill” mit Sidemen wie Saxopohonist John Surman, Bandoneon-Virtuose Dino Saluzzi und auch das aktuelle überaus wohl geratene Album „Soul of Things”, dessen Cover ein Bild aus dem Jean-Luc-Godard-Film „Eloge de l'amour” ziert und das dreizehn Exkursionen in die hinteren Winkel der menschlichen Seele enthält.

Anschliessend: Morchestra
Johann Leonhartsberger: saxophone flute; Josef Wagner: bass; Leonhard Geist: drums.
Bei Morchestra geht es um rhythmische Vielfalt. Da werden Latin- und Funkgrooves genauso integriert wie ungerade Taktarten, Polyrhythmen und freie Patterns. Stilistisch werden die Freuden des modalen Jazz fokussiert. Trotz kleiner Besetzung wird eine möglichst große Soundvielfalt angestrebt. (Jazzfest Wien)

Eine Veranstaltung des Jazzfest Wien