Willi Landl/Michael Hornek/Leo Riegler
Willi Landl: vocals
Michael Hornek: piano
Leo Riegler: electronics
Studio Dan
Daniel Riegler: leader
Sophia Goidinger-Koch, Magdalena Zenz: violin
Martina Engel: viola
Maiken Beer: cello
Thomas Frey: flute
Patrick Dunst: oboe
Matthew G. Smith: fagott
Clemens Salesny: reeds
Dominik Fuss: trumpet
Philip Yaeger: trombone
Stefan Hermüller: tuba
Clemens Wenger: piano, keyboards, electronics
Kaori Nishii: piano
Raphael Meinhart: marimba, percussion
Leo Riegler: electronics, turntables
Alexander Hofmayr: bass
Mathias Koch: drums
Werner Angerer: sound
Mit der Dekadenz beschäftigte sich im „Hauptabendprogramm“ zuerst das Trio Landl & Hornek & Riegler. Von artifiziellen, interferenten Soundscapes umspült, die zeitweise wie R2D2 in Weinlaune klangen, immer wieder unterfüttert von harschen Break-Beats, verkündete Landl seine Sprachexperimente – inhaltlich sarkastisch, dadaistisch, bizarr. Die Texte waren explizit vorgefasst, wobei durch das gelöste Interplay zwischen den Musikern, des Öfteren der Eindruck entstand, dass diese auch aus dem Stehgreif erimprovisiert wurden. Wie überhaupt die Musiker ziemlich gewandt mit der Spannungsintensität der Momenthandlung umzugehen wussten. Als Ausgangspunkt dürfte es maximal „Head Arrangements“ gegeben haben. So wurden abstruse Songs, von noisig, trashigen Klangwusten aufgesogen. Großartig war dahingehend eine durchgeknallte Version von Aylers „Ghosts“. In die kauzige Vergnüglichkeit platzten dann doch einige Längen, anhand derer die polarisierenden Handlungsstränge an Bissigkeit einbüßten.
Schlusspunkt: Der MusikerInnen-Pool Studio Dan, der je nach Projekt in unterschiedlicher Besetzungsstärke agiert, gehört zweifelsfrei zu den vielsagendsten Großformationen hierzulande, die durch die kompositorischen/ konzeptuellen Visionen der beiden diesbezüglich Hauptverantwortlichen, der Posaunist Daniel Riegler und der Pianist Clemens Wenger, einen „eigenmächtigen“, profunden Ansatz zwischen einer tiefverwurzelten, aufgeschlossenen Jazzrhetorik und den der klassischen Avantgarde des 20. Jhdts entstammenden Klangeindrücken und –qualitäten ausfindig gemacht haben. Das Programm Dekadenz wurde überarbeitet und in opulenter Besetzung präsentiert und war auch als Statement gegen die globale gesellschaftlich Verrohung und den um sich greifenden Respektverlust angelegt. Ideenreichtum und große Arrangierkunst markierten die kniffligen Stücke. Dicht verwobene kompositorische Strenge, in der jede Menge harmonischer Waghalsigkeiten eingeflochten sind, und die Grund der leichthändigen Umsetzung der hochklassigen MusikerInnen eine grazile Beweglichkeit erlangten, glitt bruchlos in Fenster aufstoßende Improvisationskonzepte hinüber. Eine solche Situation nützte der Saxophonist Clemens Salesny zu einem aus den Nähten platzenden, stürmischen Solo, kommentiert von polytonalen, berstenden Ensembleclustern. Den hochindividuellen Ensemblesound zeichnet das effektive Changieren zwischen wuchtigen Klangblöcken und feinziselierten Gespinsten aus. Aber auch für Humoreskes war Platz. Es fand seinen Ausdruck als der Elektroniker Leo Riegler sich zu jazzimmanent, nonchalant swingenden Soundwalls ein Schnitzel zubereitete. Ein kompromissloses, klangfanatisches Ensemble mit enorm viel authentischer Energie und unbeugsamer Haltung. Und sie gehören mit einem Haufen anderer bemerkenswerter MusikerInnen und Ensembles zu jenen, die den österreichischen Jazz permanent unter Strom setzen. Dekadenz als Widerstand. (Hannes Schweiger)
Willi Landl/Michael Hornek/Leo Riegler
Es klingt nach einer wahnsinnig guten Idee Landl, Hornek und Riegler auf eine Bühne zu bringen – man hätte sie gern selbst gehabt. Tatsächlich gibt es diese feine Band schon und wer die drei kennt, weiß, dass man in diesem Konzert Musik gewordenen Wahnsinn der allerfeinsten Güte erwarten darf. Weil außerdem Willi Landl und Studio Dan eine gemeinsame Zukunft bevorsteht, von der wir nicht weniger wahnsinnige Erwartung haben, präsentieren wir uns hier zumindest einmal auf der selben Bühne. Bald dann in gemeinsamer Mission. Stay tuned!
Studio Dan
„Dekadenz“ wurde 2011 uraufgeführt und 2012 als CD veröffentlicht. Im Zentrum steht die Musik von Clemens Wenger und Daniel Riegler und das Ensemble Studio Dan in seiner opulentesten Form. Die Musik versucht nicht weniger als ALLES unter einen Hut zu bringen, das die Komponisten beschäftigt und was das Ensemble schon immer ausmacht. Dazu gehört Jazz genauso wie zeitgenössische Musik, Oboe und Techno, Schweinebraten und Adorno. Jetzt wird fortgesetzt, und Beschaulichkeit wird auch diesmal keine große Rolle spielen. (Daniel Riegler)