John Medeski
John Medeski: organ
Dave Fiuczynski: guitar
Calvin Weston: drums
A gonzo jazz-rock organ trio
Erik Friedlander/Jay Campbell Duo
Erik Friedlander: cello
Jay Campbell: cello
Sensitive and powerful cello duets
Uri Caine Trio
Uri Caine: piano
Mark Helias: bass
Clarence Penn: drums
The one and only Uri Caine Trio
Ikue Mori
Ikue Mori: electronics
Laptop realizations by living legend Ikue Mori
Asmodeus
Marc Ribot: guitar
Trevor Dunn: bass
Kenny Grohowski: drums
John Zorn: conductor
The craziest classic rock power trio ever
(...) Der Zweite Abend wurde gleich wieder mit einem martialischen Klangfurioso eingeläutet. Durch das bestens eingestellte JOHN MEDESKI TRIO (Medeski-p, Dave Fiuczynski-g, Calvin Weston-dr). Diese Bagatellen vermittelten eine Affinität zum großen Tony Williams und seiner stilbildenden Band Lifetime. Zorn nahm eine irrwitzig meandernde Verortung dieses Klangkosmos im Heute vor. Enorm bereichernd für die Musik waren der massive Gruppensound und die solistischen Gustohappen. Wieder ging die Performance mit einer genüsslichen Leichtigkeit von statten. In eine eher kontemplative Handlung waren die beiden Cellisten ERIC FRIEDLANDER und JAY CAMPBELL integriert. Eine namhafte Koryphäe und ein junger Meister subsumierten in ihrer Konversation filigrane Klanginseln, in denen auch simpler Schönklang aufleuchtete, zu, zwischen bizarrer Abstraktion und verspielter Eleganz pendelnden Kraftkammer-Sketches. Diesen folgte ein grandioses Set des URI CAINE TRIOs (Caine-p, Mark Helias-b, Clarence Penn-dr). Als Basis diente auch hier eine unorthodoxe, weitergedachte Auseinandersetzung mit der jüngeren Jazzgeschichte. Tradierte Changes wurden in einem irrwitzigen Tempo auf den Kopf gestellt, respektvoll interpretiert und mit jeder Menge Raum für humoreske Floskeln, auch ein unpeinliches Mozart-Zitat oder bekannte Filmmusikzitate durfte sein, neu modelliert und mit Frischzellen versehen. Einmal in der Symmetrie, im nächsten Moment aber schon wieder in Schräglage. IKU MORI(electronics), ebenso eine zentrale Figur der ersten Stunde der Noise-Bewegung, stellte sich der immensen Herausforderung alleine mit artifiziellen und gesampelten Sounds Musik von Dringlichkeit und packendem Spannungsgrad abzurufen. Über immer wiederkehrenden ostinaten Figuren schichtete sie einerseits konkrete Klangpartikel, andererseits verfremdete oder computergenerierte Soundkonglomerate, denen durch die rhythmische Periodizität eine tänzelnde Makrostruktur eigen war. Es funktionierte insofern nicht gänzlich, da es an Lautstärkeintensität fehlte. Das Finale Grande, dieser beiden exzeptionellen Abende, richtete eine Trio um den Gitarrenhexer Marc Ribot mit dem Namen ASMODEUS aus. Ihm zur Seite saßen, so auch er, Trevor Dunn (el-b) und Kenny Grohowski (dr). Meister Zorn betrat ein zweites Mal aktiv die Bühne um die begnadeten Virtuosen mit Dirigaten durch die Stücke zu treiben. In diesen klangberstenden „Kleinigkeiten“ erreichte Zorn die Kulmination der Komplexität. Klangblöcke bauten sich auf, besaßen aber eine erstaunliche Transparenz und eine kaum zu glaubende rhythmische Elastizität. Auch brachen immer wieder die metrischen Stränge auf und das harmonische Gefüge wurde in der Atonalität zerstäubt. Dann kehrten wieder knochentrockene Beats in absurden Off-Beat Abfolgen und Takten und krachende Monsterriffs zurück. Zorn zog auf dem quasi Meta-Instrument alle Register.
Mit dem Bagatelles Marathon, der durch seine geschickte dramaturgische Inszenierung nie überfordernd war, sonder durch eine, die Aufmerksamkeit durchgehend aufrechterhaltende Kurzweiligkeit bestimmt war, manifestiert der Perfektionist Zorn wie absolutistische stilistische Kategorisierungen in der zeitgenössischen Musik ausgehebelt werden können, obschon er das Ohr zu einem wesentlichen Teil am Jazz hat, doch das sichert ihm seine Freigeistigkeit, wie die Umsetzung kompositorischer Vorgaben über stures Interpretieren hinaus gehen kann, das Klanghäufungen nicht zu indifferenter Massigkeit führen müssen. Und er brachte die Kunst der Kontrapunktik anhand von Stilen, in bestem bachschen Sinne zu Gehör. Dass ihm das so eindrucksvoll gelingt liegt darin begründet, dass Zorn ein tiefgründig in den Nukleus jeglicher Musik eindringender Virtuose ist und die für ihn notwendige Essenz herauszufiltern im Stande ist. Beeindruckend zu hören wie Virtuosität sowohl seitens des Komponisten als auch der MusikerInnen nicht in inhaltsleere Vordergründigkeit verfällt, sondern die Musik beflügelt. Hinzu kommt noch Zorns Gabe die Substanz der musikalischen Aussage in kurzer Zeit eindampfen zu können und wie die AkteurInnen im Bruchteil einer Sekunde am Punkt sind. Nach wie vor polarisiert er, was ebenso für seine Qualität spricht.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, einer marathonschen, publikumstechnisch reichlichst gesäumten Sternstunde beigewohnt zu haben. Wien war für zwei Abende extrem modern. Großen Dank dem Verantwortlichen der dies ermöglicht hat, dass darf auch einmal gesagt sein. (Hannes Schweiger)
https://player.vimeo.com/video/187199654