Mi 1. März 2017
20:30

Trio Koglmann/Arcari/Pasztor (A/I)

Franz Koglmann: trumpet, fluegelhorn
Mario Arcari: english horn, oboe
Attila Pasztor: cello

Eine charmante Annäherung an Gluck mit Flügelhorn, Trompete, Englisch Horn, Oboe, Cello. G(ood)luck enthält friaulische Folklore, neue Arrangements von Antonioni-Soundtracks, einen Blues und einen Twist und ist auf dem feinen Handsemmel Label erschienen. Dessen Gründer Klaus Nüchtern sagt: „Hier schliessen sich Abgründigkeit und Leichtigkeit nicht aus. So melancholisch das Sujet von Stücken wie Early Graves auch ist, eines wird klar: Auf diesem Friedhof wird auch getanzt.“ (Pressetext)

Der österreichische Komponist und Flügelhornist/Trompeter Franz Koglmann präsentiert dieser Tage ein neues Album "g(ood)luck". Der Titel ist ein Wortspiel, setzt sich zusammen aus dem englischen "good luck" und dem Komponisten Gluck, und de facto sind die elf Stücke Bearbeitungen von Kompositionen Christoph Willibald Glucks.

Ungewöhnlich mag die Formation dieses Chamber-Jazz-Trios sein, denn neben Englischhorn und Oboe - gespielt von dem Jazzer Mario Arcari - gibt es den klassischen Cellisten Attila Pasztor. Franz Koglmann spielt wie immer Trompete und Flügelhorn. Der Komponist Koglmann ist bekannt dafür, dass er in seinen Stücken immer wieder Bezug auf andere Kunstformen nimmt - etwa Literatur, Theater, bildende Kunst oder Film -, und so wird auch der italienische Filmemacher Michelangelo Antonioni in das Gluck-Projekt eingewoben. "Der Antonioni hat auf dieser CD mehr eine ergänzende Funktion. Seine Filme waren immer eine große Inspirationsquelle für mich", betont Koglmann. (Christian Fillitz, Ö1)

Franz Koglmanns Musik hat – bei aller Vielfalt der Elemente und Farben – über die Jahre einen Stilcharakter entwickelt, der sowohl flinke Erkennbarkeit wie auch delikate Aura garantiert. Ein kühler, lakonischer Duktus gehört dazu wie auch eine abstrakte, nie süßliche Melodik. Zur Basis einer Verbindung von Cool Jazz und europäischer Moderne gesellt sich auch ein Pointenreichtum, der Koglmanns Stücken ironisch-melancholischen Charme verleiht.

Ein solcher Kosmos vermag sich in jedweder Besetzung zu entfalten. Es scheint allerdings doch Kleinstformen der Kammermusik vorbehalten, das Flair von Koglmanns präzisen Gedanken atmosphärisch zu verdichten. Auf der neuesten Einspielung G(ood)luck finden sich komponierte Belege dafür: Koglmann, diskret sinnierender Improvisator an Flügelhorn und Trompete, hat sich einen Trioraum erschrieben, in dem Mario Arcari (Englischhorn, Oboe) und Attila Pasztor (Cello) mitunter reichlich Entfaltungsräume abseits des Notierten finden.

Das Instrumentarium an sich garantiert abstrakte Eleganz. Die Absenz eines genuinen Harmonieinstrumentes setzt die kontrapunktischen Fantasien der Dreierrunde aber zusätzlich frei – in Richtung funktionsharmonischer Unbeschwertheit. Ja, klanglich "ausufernde" Situationen können passieren; das Cello schwingt sich mitunter zu vibratoseligem Pathos auf. Nur punktuell allerdings. Es überwiegt in Summe die Intensität der improvisierenden Kommunikation innerhalb des Ausdrucksreduktionismus (etwa Gaslinis Blues All’Alba oder der Folksong Done Mari). Es existieren auch Bezüge zu anderen Tonsetzern: Nebst Twist (von Giovanni Fusco aus L’Eclisse) und dem erwähnten Blues All’Alba aus La Notte (ebenfalls von Regisseur Michelangelo Antonioni) ist Opernreformer Christoph Willibald Gluck ein Thema – schließlich geht die Gründung dieses Trios auf einen Auftritt bei den Gluck-Opernfestspielen Nürnberg zurück.

An Stilkontrasten innerhalb einiger Stücke ist der Gluck-Bezug zu erkennen. Aber da ist auch mehr: herrlich melancholische Zeitspiele etwa bei A Metropolitan Affair, die Reminiszenz an Johann Strauß. (Ljubisa Tosic, Rondo, 4.11.2015)