Júniús Meyvant: Ein Wikinger mit viel Soul
Musik aus Island, die nicht nach Elfen klingt. Júniús Meyvant zeigt, wie gut das geht.
Kaum hat man das Wort Island fertig ausgesprochen, entstehen schon die ersten Bilder im Kopf. Unweigerlich tauchen weitläufige, geheimnisvolle wie mystische Landschaften vor den eigenen Augen auf. Eisschollen treiben über Gletscherseen, Geysire speien kochend heißes Wasser: Alles dampft und leuchtet in den buntesten Farben. Und irgendwo dazwischen klatschen Fußballer in die Hände: "Hu!"
Das dünn besiedelte Eiland unterhalb des Polarkreises bringt aber nicht nur gute Kicker, sondern auch Künstler hervor: Björk und Sigur Rós kann man in diesem Zusammenhang stellvertretend nennen. Man könnte aber auch sagen: Island ist eine einzige Band. Jeder kennt jeden. Man hilft sich gegenseitig im Studio aus, musiziert gemeinsam und unterstützt sich bei der Promoarbeit und beim Produzieren. Vielleicht ist diese Art von Nachbarschaftshilfe auch ein Grund dafür, warum das 330.000-Einwohner-Land seit Jahren beständig tolle Musiker hervorbringt. Nun ist die Zeit für Unnar Gísli Sigurmundsson alias Júníus Meyvant gekommen. Der 33-Jährige ist in der Nähe von Reykjavik aufgewachsen. Rein optisch geht er locker als Wikinger durch: Roter Vollbart, lange Haare, finsterer Blick. Sein nun veröffentlichtes Debütalbum heißt "Floating Harmonies". So nennt sich auch seine Begleitband, die ihn auf Tour begleiten wird.
Mit "Be a Man" wird man behutsam in das Album eingeführt. Ein rein instrumental gehaltener Song, in dem Streicher- und Bläsersätze jubilieren und der Bass hakenschlagend nach vorne treibt. Ein Stück, das gehörig viel Soul atmet und den Rhythm and Blues der 1960er-Jahre inhaliert. Stichwort: Motown. Damit grenzt sich Júníus Meyvant klar von anderen isländischen Bands ab, deren Musik oft schwermütig, elegisch oder elfenhaft ausfällt. Mit viel Übersicht werden in den zwölf Songs Funk, Soul, Gospel und Folk vermengt. Zum Einsatz kommen neben den bereits erwähnten Streichern und Hörnern auch noch analoge Klangerzeuger. Das zusammen ergibt einen dichten, aber nie überladenen Sound, der warm und organisch klingt. Dazu gibt Meyvant mit tiefer und rauchiger Stimme den Schmerzensmann, heult die untergehende Sonne an oder seiner verflossenen Liebe hinterher. Das intime, soundmäßig nur mit einer akustischen Gitarre ausstaffierte "Pearl in Sandbox" geht einem dann intensiv unter die Haut – und nah ans Herz.
Dass er mit 33 Jahren relativ spät dran ist für ein Debütalbum, findet Meyvant nicht: "Die Leute neigen dazu mir zu erzählen, ich sei zu alt für dies und für das. Aber wenn du älter wirst, betrachtest du manches auch entspannter. Aber es hängt auch ab von dem Feuer in dir und von den Menschen um dich rum. Und ganz wichtig: Gib nicht auf. Nie", sagt er in einem Interview mit Deutschlandfunk. Aufgegeben haben auch die Isländer bei der EURO 2016 in Frankreich niemals: "Hu!" Klatsch! "Hu!" (Kurier)
Eintritt: 22.- € Stehplatz, 28.- € Sitzplatz auf der Galerie, 10.- € Ermäßigung für MemberCard-Inhaber
Eine Veranstaltung von Barracuda Music