Gina Schwarz: bass
Diego Pinera: drums
Fabian Rucker: alto saxophone, bass clarinet
Benjamin Schatz: piano, keyboards
Heimo Trixner: guitar
Gleich auf den ersten Schlag stark besaitet. Bass und Schlagzeug umspielten einen irrlichtenden tonalen Kern. Mit ausnehmender Wendigkeit und Elastizität, gepaart mit melodischer und rhythmischer Raffinesse in einer ad lib-Zeitlichkeit. Hier war der Anstoß gegeben für eine kommende ereignishafte Klangrede. Dieser unmittelbare, synergetische Gleichtakt zwischen der zu den im heutigen Jazz-Biotop herausragendsten Nachkommenschafts-Koryphäen am Kontrabass zählenden Gina Schwarz und Schlagzeugern ist bekanntermaßen außergewöhnlich und befeuerte auch in dieser ihrer Unit unentwegt das symmetrische wie asymmetrische Pulsieren der Musik. Folglich komprimierte sich dieser Energieschub zu einem offensiven, kochenden Groove, Jazzduktus meets Rockappeal, dem sich die drei restlichen Musiker frischen Mutes anschlossen und unumwunden bedacht waren, dessen Wucht mit harmonischen Kleinoden weiter auszufüttern. Diese rhythmisch intensive, brodelnde Vielschichtigkeit mit den melodisch leuchtenden Ornamentierungen war der prägende Indikator sämtlicher Musik dieses Abends. Fortwährend zündeten Bass und Schlagzeug die nächste Stufe, hieß, Schwarz durchmaß mit Bravour und Eleganz, auf den Herzschlag der Musik konzentriert, mit voluminösem Ton die Oktavbezirke ihres Instrumentes und der Schlagzeuger formte und verknüpfte gewandtest die Rhythmen nach Belieben, eingetaucht in eine üppig perkussive Farbpalette. Außerdem spielten beide mit bestechendem Timing, welches auch gelegentlich lustvoll ausgehebelt wurde. Solistisch eine Hauptrolle bestritt der famose Holzbläser Rucker, der souverän mit Klangverschleifungen, Multiphonics, Changes-Umdeutungen in seinen brennenden, teils vor Intensität berstenden Soli verfuhr. Er hat die Tradition des afro-amerikanischen Tenorsaxophonspieles überzeugend adaptiert, inklusive einer „Schleifpapier Ton“-Schattierung eines Shepp. Als zurückhaltender, überraschende Farbtupfer setzender Mitgestalter bewies sich Szeneurgestein Trixner an der Gitarre, der bei dem einen oder anderen Solo seine sattsame Musikalität in die Waagschale warf. Er wie Rucker, trieben ihre Exkurse formgebend auch in freitonale Randbereiche. Introvertierter gestaltete Pianist Schatz seine durchdachten Soli, nahm aber als ausgeklügelter Harmoniencollageur eine relevant gestaltende Rolle ein. Gina Schwarz formierte mit ihrer Unit, ein über jedwede stilistische Einzäunungen erhabenes, organisch voranschreitendes Kollektiv – dessen Herz dennoch unverhohlen für den Jazz schlägt -, in dem nicht alleine der improvisatorische Schaffensdrang bestimmender Faktor ist, sondern ebenso die vielgestaltigen, kompositorischen Entwürfe der Bassistin eine entscheidende dramaturgische Inspirationsquelle darstellen. Eines der kreativkräftigsten, besten heimischen Jazzensembles – „schwarze Magie“. Hannes Schweiger