Er ist eine Ikone, einer der charismatischsten, einflussreichsten Propagandisten der Minimal Music. Jener Musik, beruhend auf markanten rhythmischen Pattern und einfachen melodischen Grundmustern, die in ihrer repetitiven Fortschreitung minimalen Tempo-, Tonhöhen- und Rhythmusschwankungen unterliegt. Im Unterschied zu den meisten anderen Komponisten dieser Richtung, die der klassischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts entsprang, mit ihren strengen Formalismen, konzipierte Riley seine modale, zyklische Musik als Mischwesen aus komponierten, melodischen, rhythmischen Elementen, aus technischen Manipulationen und Improvisation. Zusätzlich bereichernd, neben seinen Kontakten zu Klang und Performance-Exzentrikern wie La Monte Young und Harry Partch, war für ihn die Begegnung mit dem indischen Sänger Pandit Pran Nath, wodurch sich die hypnotische, tranceartige Wirkung seiner Musik noch vertiefte. Zudem hatte Riley notabene keine Berührungsängste mit Jazz oder Rock und war auch für die progressive Auslegung letzteren von prägender Bedeutung. Anregung war ihm auch seine Bestätigung als Ragtime-Pianist während der Zeit seines Kompositionsstudiums und die kurzzeitige Zusammenarbeit mit Chet Baker Anfang der 1960er Jahre. An besonderer Bedeutung, speziell für Rockmusiker, gewannen seine Kompositionen „In C“ (1964) und „Rainbow In Curved Air“ (1968). Folglich kam es zu einer Kooperation mit John Cale, aus der die LP „Church Of Anthrax“ resultierte. Selbst Pete Townshend von The Who widmete ihm einen Song mit dem Titel „Baba O´Riley“. Und 1975 fand eine Begegnung mit einem Bruder im Geiste, dem Jazzkosmopoliten Don Cherry, statt. Riley avancierte in Folge zum Guru der Trance Improvisation und der meditativen Musik, die grund ihres Wiederholungsgestus ebenso eindringlich in die wunderbare gläserne Welt der Obertöne entführt. (Hannes Schweiger)
Inspiriert von Rhythmusstrukturen afrikanischer und indischer Musik prägte Terry Riley die amerikanische Minimal Music, verstörte die Vertreter moderner E-Musik und erweiterte nachhaltig den Horizont des Pop. Terry Riley hat inzwischen die 80 Lenzen überschritten und den grauen Rauschebart schon lange zu seinem Markenzeichen gemacht. Die Chancen, den Pionier der Minimal Music, der Generationen von MusikerInnen von The Who bis zu AkteurInnen der gegenwärtigen elektronischen Musik beeinflusst hat, noch einmal live zu erleben, sind rar gesät. In diesem Jahr ist es aber noch einmal so weit: Riley tritt zusammen mit seinem Sohn Gyan auf – seines Zeichens begnadeter Gitarrist und, ganz so wie der Herr Papa, Komponist. Minimalismus, Jazz, Ragtime und nordindischer Raga sind die musikalischen Grundpfeiler des Konzerts. Gyan war übrigens zuletzt 2016 beim Bagatelle-Marathon von John Zorn im P&B zu erleben, und Terry 2010 mit Talvin Singh & George Brooks. Welcome back! CH