Musiker, die eine Maske tragen, sind längst keine Seltenheit mehr. Ob mit Smiley-Gesicht (DJ Smiley Mike), Horrorfratzen (Slipknot), Panda-Nase (Cro) oder Motorradhelmen (Daft Punk): Wer auffallen will, der lässt sich was einfallen. Auch der Pianist Lambert versteckt seine Gesichtszüge nur allzu gerne vor der Öffentlichkeit. Auf der Bühne trägt der Filigrantechniker stets eine stierähnliche Maske.
Lambert lässt sich nicht gerne in die Karten schauen. Der in Norddeutschland geborene und mittlerweile in Berlin lebende Neo-Klassik-Pianist kocht lieber sein eigenes Süppchen. Und das beinhaltet viele geheimnisvolle Zutaten. Offizielle Biografie-Daten? Fehlanzeige. Lambert teilt nur wenige Infos über sich mit der Masse. Er wächst, wie viele andere Jugendliche in den Achtzigern mit Rock- und Popmusik auf. Doch da ist noch etwas anderes, das den jungen Lambert fasziniert: "Ich fand das Klavier schon immer anziehend. Ich spielte zwar irgendwann regelmäßig Schlagzeug in Garagen-Bands. Aber eigentlich konnte ich mich immer nur mit dem Klavier richtig ausdrücken."
Die Folge: Lambert hängt das Schlagzeug an den Nagel und fokussiert sich stattdessen nur aufs Klavier. Mit reiner Klassik kann er aber nicht viel anfangen. Und so beginnt der Pianist nach einigen Semestern Jazz-Piano mit der Neuvertonung gegenwärtiger Pop- und Rocksongs. Einige dieser Klangexperimente landen im Internet und machen diverse Branchenkollegen hellhörig. Darunter Bands wie Tocotronic, Boy und Ja, Panik. Es entstehen Kontakte. Und plötzlich sind Lamberts sogenannte Re-Works in aller Munde.
Im Jahr 2014 klopft das Label Staatsakt an die Pforten des Pianisten. Ein Album soll her. Noch im selben Jahr erscheint das Debüt "Lambert". Darauf enthalten sind auch jede Menge Eigenkompositionen.
Nun stehen auch erste größere Konzerte vor der Tür. Doch Lamberts Gefühl für sich, sein Äußeres und seine Musik ist nicht im Einklang. So kommt es, dass er auf der Bühne stets eine Maske trägt. Viele denken dabei an den Kopf einer Antilope. Doch die Maske zeigt an anderes Tier: "Ich weiß auch nicht, wie die Leute darauf kommen. Es ist keine Antilopenmaske. Das Ding stammt aus Sardinien. Die tragen da solche Masken zur Karnevalszeit. Da steckt eher ein Stier dahinter. Aber das ist eigentlich auch nicht so wichtig. Wichtig ist nur, dass sie ins Gesamtkonzept passt."
Mit der Maske vor dem Gesicht fühlt sich Lambert wohl: "Ich bin nicht der extrovertierte Performer, der sich ohne Probleme auf eine Bühne stellen kann. Ich brauche meinen Freiraum. Und den verschafft mir die Maske."
Nur ein Jahr später legt der geheimnisvolle Pianist mit dem zweiten Album "Stay In The Dark" nach. Abermals ist die Szene entzückt. Die Musik, die im Grenzbereich zwischen Pop, Jazz, Klassik und Score pendelt, werde sich in der Zukunft sicherlich noch verändern, so der Verantwortliche. Aber was wird dann aus der Maske? "Ich habe mir bereits einige Alternativmodelle besorgt. Die werden auch teilweise schon von meinen Mitmusikern getragen. Ich bin da also nicht auf ewig festgefahren. Es muss halt passen. Und im Moment passt die Maske, die ich gerade trage, am besten zur Musik." (www.laut.de)
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