Der in Krakau lebende Saxophonist Adam Pieronczyk hat 2010 mit „Komeda: The Innocent Sorcerer“ die vermutlich beste Aufnahme geschaffen, die seinem Landsmann Krzysztof Komeda je gewidmet wurde. Komeda war ein wegweisender polnischer Jazzmusiker, der sich im Speziellen der Komposition von Filmmusik widmete und durch seine Arbeit mit Roman Polanski, und hier vor allem für seinen Soundtrack zum Psychohorror-Film „Rosemary’s Baby“ aus dem Jahr 1968 Berühmtheit erlangte. Pieronczyk besetzt seine Hommage mit zwei Saxophonen als Leadinstrumenten und einer Rhythm Section aus Bass, Schlagzeug und Gitarre und schafft es damit, Komedas Intentionen perfekt einzufangen.
Wie aber toppt man ein perfektes Werk? Pieroncyzk gelingt das mit einer höchst spirituellen Aufnahme für Solo-Sopransaxophon, „The Planet of Eternal Life“, der wunderbaren Doppel-CD „A-Train Nights“ in Quartettbesetzung und im Duo mit Bass-Ikone Miroslav Vitous auf „Wings“.
Vitous’ Ruf gründet auf den fünf Alben, die er als Mitglied von Weather Report in den frühen 1970ern aufgenommen hat, sowie auf mehreren eigenen Veröffentlichungen auf dem ECM-Label. Sein starker und direkter Ton singt, er tanzt, und Vitous und Pieroncyzk (hier am Sopran und Tenor zu hören) verweben ihre Stimmen und reflektieren einander in manchmal streitlustiger, dann wieder entspannter Konversation. „Enzo and the Blue Mermaid“ als Opener dieser CD beginnt mit einem einfachen, melodischen Saxophon-Riff in Ornette-Coleman-Manier, bevor der Bass mit der ihm eigenen Melodik und seinem Feeling einsteigt. Call und Response, geboren aus dem genauen Zuhören – damit erschaffen die beiden Musiker spontan eine Nummer, die gewandt Freiräume zu nutzen vermag. Vitous klingt wie ein eigenes kleines Orchester, wenn er sich mit dem Bogen hinaufschwingt, und Pieroncyzk folgt ihm in den Himmel auf „Bach at Night“. „I’m Flying! I’m Flying“ rückt Pieroncyzks vogelgleichen Ton auf dem Sopransaxophon in den Vordergrund, wenn seine Melodie um Vitous’ pulsierende Basslinien flirrt und flattert, und „Full Moon Sky“ hebt mit einem hallenden Bass an, der klingt, als würde er in einer Kathedrale spielen, während Pieroncyzks Saxophon mit Gebetston in den sich überlagernden tiefen Klangwogen widerhallt. Adam Pieroncyzk und Miroslav Vitous erschaffen auf „Wings“ (scheinbar) mühelos Schönheit. (www.allaboutjazz.com)
In Zusammenarbeit mit dem Polnischen Institut Wien
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