Fr 14. Juli 2017
21:00

Karl Ratzer Quintet (A/D/USA)

Karl Ratzer: guitar, vocals
Johannes Enders: tenor saxophone
Ed Neumeister: trombone
Peter Herbert: bass
Howard Curtis: drums

„Mr. Cool & his Gang“ in der Hitze der Stadt. Heißt nichts anderes, als entspanntes Abhängen in Club mit musikalischer „Feinkunst“. Österreichs Jazzgitarren-Autorität, begleitet von gebührender internationaler Reputation, und Anreger so mancher heimischen Gitarristenkarriere, pflegt heute sein musikalisches Oeuvre mit einer Entspanntheit und Lässigkeit, wie sie nicht vielen derart eloquent von der Hand gehen. Demzufolge offeriert sich das tief, aber nicht verbissen, in der Jazztradition wurzelnde, zeitlose Neo-Bop bzw. soultriefende, aktualisierte Hard Bop Spielideal, nicht zuletzt durch den reichhaltig zur individuellen Ausgestaltung vorhandenen Raum, enorm frisch und als Folge ergreifend, mitreißend. Entscheidend ist einfach die Vertrautheit mit dem tradierten Material, um mit deren Funktionalismen, wie die Neukodierung von Licks, und den zugrunde gelegten Changes spontan und umdeutend interagieren zu können. Ratzer belebt schlüssiger als je zuvor seinen Klangkosmos mit einem kurzweiligen, elegant dahinfließenden Sammelsurium aus Standards und Originalthemen, in deren Kernen balladeskes, rock & rollendes, bossa noviges, relaxt funkiges köchelt. Seine handverlesene „Laid Back Jazz“-Neigungsgruppe genießt das ausgewählte Material um nichts weniger als er selbst. Ein Hochgenuss zu hören, wie Ratzer die Grundharmonien von Standards in „Real Time“ zerlegt, modifiziert und neuinhaltlich zurück ins modale, Mid-Tempo-bestimmte Geschehen bringt und seinen Partnern inspirierenden Zündstoff offeriert. Mit raffiniertester Könnerschaft wird elementares Regelwerk, mit sich in einem Normrahmen bewegenden, ausgedehnten Improvisationsfantasien verwoben. Wenn in diesen, dann eben all die glatte Routiniertheit absorbiert erscheint, und der Momentzauber von Timing, Feeling und Imaginationskraft die Gewichtung der Musik definiert, wird das Wesen des „Inside the Music“ beschworen. Wenn dann noch irgendwann im Verlaufe dieses kollektiven Beseeltheitsrausches „Sir Karl“ zum Croonen ansetzt, wird´s zum Niederknien. Stringente dem Jazzkanon zugeneigte Klanginszenierung mit heutigen Wesenszügen. It´s his time. (Hannes Schweiger)