So 6. Oktober 2002
20:00
Portrait Timna Brauer & Elias Meiri

Mozart "anders"

Timna Brauer: vocal
Elias Meiri: piano, keyboards
Heinrich von Kalnein: flute
Courtney Jones: drums

" Anlass für dieses Projekt war natürlich das Mozartjahr 1991, aber auch die enge Bindung, die ich seit meiner Kindheit zu des Meisters Werken pflege. Als Komponistin und Jazzsängerin genieße ich nach wie vor seine Wirkung, ob in meiner klassisch ausgebildeten Gesangstechnik oder von der theoretischen Seite meines Musikwissenschaftsstudiums. Kurzum, man kommt als Wiener-Kind nicht um Mozart herum.
Das Problem des Textes, der im Vergleich zur Musik so konkret ist und uns sehr schnell in die Originalversion zurückversetzt, war für mich in der Bearbeitung einer Oper eine große Herausforderung. Ursprünglich neigte ich eher dazu, eine italienische Oper Mozarts zu bearbeiten, da diese Sprache in unseren Kreisen 'anonymer' und gesanglicher ist als das Deutsche. Der Entschluss fiel dann doch auf die Zauberflöte. Dieses Werk enthält für mich einfach die schönsten Arien, die Mozart je geschrieben hat. Die Themen haben eine solche Macht, einen so hohen Erkennungswert, dass man sich bei einer musikalischen Bearbeitung einfach alles leisten kann, von Rhythmus- und Modusveränderungen bis zu eigenständigen Phrasierungen der Melodie. Die Idee, E- und U-Musik zu verschmelzen, kam nach dem Erfolg, den wir, die gesamte Band, mit einer jazzigen Bearbeitung einer Arie ("SEGUEDILLA") der "CARMEN" von G. Bizet beim Internationalen - Orchester - Wettbewerb in Paris im Juni 1990 hatten, als wir den ersten Preis gewannen. Nun ist aber Bizet ein Romantiker und "CARMEN" spielt in Andalusien. Das vorgegebene Material klingt spanisch und eignet sich hervorragend für Ethno-Jazz.
Die Musik Mozarts jedoch, der Gipfel des Klassizismus und der tonalen Musik, ein Höhepunkt in der Musikgeschichte, was die Symmetrie im Aufbau und der Harmonie anbelangt, ist dem Jazz sehr fremd, der ganz anderen musikalischen, fast ethischen Gesetzen unterworfen ist. Der einfache Dur - Dreiklang, ein Inbegriff für das ganze Mozartrepertoire, wird zum Beispiel im Jazz als Stilbruch empfunden. Aber gerade diese scheinbar unmögliche Verbindung zwischen Mozart und dem Jazz, machte die Herausforderung noch spannender und erwies sich bald als absolut realisierbar, wenn man nur die richtigen Mittel anwendet.
Mit einem Vater aus Wien und einer Mutter aus Jemen, beide Sänger, ist die Bearbeitung dieser Oper eine Bestrebung, mein musikalisches Erbgut, das heißt die Verschmelzung von östlichen und westlichen Klängen zum Ausdruck zu bringen. Mitarrangiert sind die Arien von meinem Mann, dem Pianisten Elias Meiri, der sich sowohl auf dem Gebiet Jazz als auch auf die Musik des vorderen Orients spezialisiert.
Das Stichwort war für uns "HUMOR", und gerade die Musik Mozarts verlangt nach so einer Einstellung, sowohl beim Interpretieren, als auch beim Zuhören". (Timna Brauer)