Yedda Chunyu Lin: piano, prepared piano, objects
Fritz Novotny: soprano saxophone, arabian-indian flute, glockenspiel, percussion
Lukas Ligeti: drums, percussion
DREIMAL PEI
Erstbegegnung dreier MusikerInnen zweier Generationen, mit unterschiedlicher musikalischer Sozialisation, zu einem direktivenfreien Echtzeit-Trialog. Initiatorin dieses Projektes ist die in Wien lebende, in Taiwan geborene Pianistin Yedda Lin. Sie hat zwei geistesverwandte, ebenso undogmatisch eingestellte Musiker hinzugeladen. Den Austro-Amerikaner Lukas Ligeti, ja, Sohn des großen usw., mit seiner perkussiven Wundertüte und den Grandseigneur, quasi auch ein Mentor von Lin in Bezug auf freie Improvisation, des Wiener Improvisationszirkels Fritz Novotny, der sich hier neben dem Sopransaxophon, vor allem dem Glockenspiel zuwendet. Ohrenfällig an dieser sehr transparent ausgestalteten und großzügig atmenden Musik ist ihre rhythmische Impulsivität und Prägnanz. Diese Parameter bilden den Nukleus des Stream of Consciousness jener spröden Klangdramolette. Um diesen Nukleus herum bilden sich aufwühlende Dissonanzfelder, melodische Meander und dahindriftende Polytonalitäten. Impulse und Reaktionsflüsse entstehen und entschwinden, versehen die Motivik mit großer Bedeutung, verlieren die grazilen Binnenstrukturen jedoch nie aus den Ohren. Beeindruckend wie uneitel und generös die ProponentInnen ihren musikalischen Background in die Improvisationsmusik einfließen lassen. Demzufolge dekonstruiert die Pianistin die formale Strenge tradierter klassischer Texturen mit spielerischer Lust an der Unkalkulierbarkeit Improvisierter Musik. Sie pendelt behände zwischen abstraktem, ad libitum Lyrismus und energiebetonter Akkordschematik. Ligeti seinerseits bringt mit flexibler Handhabung drängende, periodische Taktungen, wobei er auch Sequenzen von rockaffiner Motorik respektive afrikanischer Rhythmusstrukturen einspeist, mit klangbezogenen, ungebundenen Rhythmusschichtungen in Einklang. Alledem setzt mit souveräner Umsichtigkeit und einem Fingerspitzengefühl für Anregungen bzw. überraschende Wendungen, Novotny seine markanten, schillernden Klangversponnenheiten auf. Auf dem Sopransaxophon mit melodischer Simplizität die von diversen wahrhaftigen Folklorismen inspiriert ist, mit dem Glockenspiel als splittrige, vorbeihuschende Schwebungen. Die Musik des Trios ist eine egalitäre Kollektiväußerung im Maelstrom sublimer Radikalität und unverrückbarer Kompromisslosigkeit. Angereichert mit nuancierten Aggregatzuständen und bar jeglichen vordergründigen Virtuosentums. Wir begegnen hier „Menschenmusik“ von bestechender Güte. Yedda Lins musikalisches Credo „Passion, Energie, Intensität, kurz PEI genannt“, findet in diesem Trio eine kongeniale Umsetzung. (Hannes Schweiger)
https://yeddachunyulin.wordpress.com