Do 14. Juni 2018
20:30

Gina Schwarz' Pannonica Project feat. Marilyn Mazur (A/DK/D/CH)

Marilyn Mazur: drums, percussion, composition
Gina Schwarz: bass, composition
Florian Sighartner: violin
Clemens Sainitzer: cello
Lorenz Raab: trumpet, flugelhorn
Alois Eberl: trombone
Stephanie Wagner: flute
Esther Bächlin, Philipp Nykrin: piano

Wir starten ca. 1/2 h vor Konzertbeginn den Live-Stream (Real-Time, nach Konzertende nicht mehr abrufbar!). Durch Klicken auf "Zum Livestream" öffnet sich ein Fenster, wo Sie kostenlos und ohne irgendeine Registrierung das Konzert miterleben können. Wir ersuchen Sie aber, dieses Projekt über "Pay as you wish" zu unterstützen. Vielen Dank & Willkommen im realen & virtuellen Club!

Baroness Pannonica de Königswarter, eine Kämpferin, Mäzenin, Muse, Vertraute und innige Freundin vieler MusikerInnen wird oft liebevoll „die Jazzbaroness“ genannt. Jazz verkörperte für sie Modernismus, Toleranz und das Gegenteil von Rassenwahn. Sie brach mit allen geltenden gesellschaftlichen Konventionen und setzte sich für Probleme benachteiligter schwarzer JazzmusikerInnen ein. Unter dem Motto „Starke Stimmen“ featured die aktuelle Porgy & Bess Stage Band mit dem „Gina Schwarz Pannonica Project“ neben österreichischen JazzmusikerInnen auch Gäste aus verschiedenen Ländern.

Seit circa zehn Jahren mischt Gina Schwarz, die von ihrem unbändigen Spiel- und Kompositionsdrang getriebene Ausnahme-Musikerin, die Jazzszene auf. Mit einem warmen, herzhaften, voluminösen Ton, einem wendigen, filigranen, kernigen und druckvollen Spiel besticht sie durch ihre elastischen Walking Lines und druckvollen Ostinatos – einerseits im Kollektiv fein nuanciert, andererseits solistisch phantasiegetränkt und melodiös. Nach ihren erfolgreichen Projekten Woodclock, Jazzista, Airbass und Schwarzmarkt folgt eine weitere, spannende Herausforderung. [...]

Special guest: Marilyn Mazur
Wer mit Miles Davis spielte, braucht in der Regel keine weiteren Referenzen. Seit Miles sie bei den Aufnahmen seines 85er Album "Aura" kennen lernte, konnte er nicht mehr von ihr lassen. In der zweiten Hälfte der 80er nimmt er die Perkussionistin immer wieder mit auf Tournee. Dabei entstehen auch die Aufnahmen zum posthum veröffentlichten "Live Around The World". In dieser Zeit lernt Mazur ihr Instrumentarium malerisch zu begreifen, denn Miles fordert sie immer wieder auf, seiner Musik Farbe und Atmosphäre zu verleihen. "Miles strahlende und allesverschmelzende Bühnenpräsenz lehrte mich überdies sehr viel über musikalische Intensität", ergänzt Mazur.

Diese Eigenschaft macht sich Mazur auch auf dem 2008er Album "Elixir" zunutze, das sie gemeinsam mit Jan Garbarek einspielt. Ausgangspunkt für "Elixir" sind die Klänge des Instrumentariums. Das Ziel definiert Mazur als Augenblick der Entstehung, denn sie hält nichts davon, ihre Musik zu "polieren und ihr den letzten Schliff zu geben." Statt dessen begreift sie das Album als lebenden Organismus. Es steht für "ein weites Spektrum und setzt sich mit vielen Emotionen auseinander." Ihre Rolle als forschende Klangmalerin lebt sie auf "Elixir" genussvoll aus.

Zur Welt kommt Mazur am 18. Januar 1955 in New York. Mit sechs Jahren siedelt sie mit ihrem polnischen Vater und ihrer afroamerikanischen Mutter nach Dänemark. Dort erhält sie zunächst Klavier- Geigen- und Ballettunterricht. Die 70er nutzt die junge Mazur, um als Tänzerin und Pianistin erste Bühnenerfahrungen zu sammeln. 1973 gründet sie ihre erste Band Zirenes. Zwei Jahre später beschließt sie, aufs Schlagzeug umzusteigen.

Am Königlichen Konservatorium in Kopenhagen studiert sie Musik und sammelt während dieser Zeit als Schlagzeugerin, Perkussionistin und Sängerin in vielerlei Projekten, die sich um die Bereiche Rock, Jazz und Theatermusik drehen. Im den ersten Jahren ihrer Karriere spielt Mazur mit Andreas Vollenweider, Charlie Mariano, Irene Schweizer und Peter Kowald.

Von 1982 bis 1984 leitet sie die Frauen-Theatergruppe Primi Band. Zur Weltmusikexpertin mutiert sie während ihrer Jahre beim Pierre Dorges New Jungle Orchestra, in dem sie von 1982 bis 1987 mitwirkt. In der Folge sammelt sie auf ihren Reisen nicht nur exotische Instrumente, sondern lernt auch deren traditionelle Spielweise. Immer wieder sind also in ihren Sets fremdartige Geräusche zu hören, denen sie sowohl traditionelle als auch explorative Klänge entlockt.

Bereits 1986 teilt sie mit Gil Evans die Bühne (zu hören auf "Rhythm-a-ning" und "Golden Hair"), im darauffolgenden Jahr ist sie für ein Jahr mit Wayne Shorter und dessen Band auf Tournee. Zur selben Zeit ist sie auch, wie eingangs erwähnt, als ständiges Mitglied der Miles Davis Group engagiert. 1989 gründet sie ihre eigene Formation Future Song, der auch Nils Petter Molvaer und Eivind Aarset angehören. "Ich wünsche mir für das Future Song-Projekt, dass es eine empathische Familie von einzigartigen Individuen bildet, die eine musikalische Vision der Zukunft kreieren. Geformt von dem menschlichen Sehnen nach Togetherness, Schönheit, Spaß und dem Verständnis der Mysterien des Lebens." Paralell zu Future Song etabliert Mazur Percussion Paradise als feste Band.

Ab 1990 holt Jan Garbarek sie regelmäßig in seine Band. "Marilyn ist wie der Wind. Ständig in Bewegung, ohne Unterlass", sagt Garbarek über ihren narrativen Stil. Auf dessen Alben "Twelve Moons" (1992), "Visible World" (1995) und "Rites" (1998) ist sie zu hören.

2001 erntet sie für ihre Arbeit den Jazzpar-Preis über den sie sich von Herzen freut. "Der Jazzpar-Preis bedeutet für mich eine Menge. Er versinnbildlicht die Akzeptanz meines musikalischen Universums, trotz dessen Komplexität. Ich konstatiere, dass der Preis es mir außerdem erlauben wird, mehr Raum in der europäischen Musikszene einzunehmen. Eine der guten Seiten von Preisen und Auszeichnungen tritt dann zutage, wenn sie die Musik, die sonst von den Massen der kommerziellen Musik verborgen wird, sichtbarer machen."

2004 erntet die dänische Schlagwerkerin den "Editon Wilhelm Hansens Komponist-Pris", der normalerweise klassischen Musikschaffenden vorenthalten bleibt. Im Lauf Ihrer Karriere spielt Mazur u.a. mit Eberhard Weber, Dhafer Youssef, Susi Hyldgaard, Lindsay Cooper und Jasper van't Hof. (www.laut.de)