Mo 4. November 2002
21:00

George Gruntz / Thierry Lang / Dino Saluzzi

George Gruntz, Thierry Lang: piano
Dino Saluzzi: bandoneon

Pianisten sind normalerweise Einzelkämpfer. Selten bieten sich Gelegenheiten zum Austausch. Darum war ich in den 70er und 80er Jahren begeisterter Mitträger der europäischen „Piano Conclave“, ein Konklomerat von 10 Jazzpianisten, von welchen sich für Tourneen und Tonaufnahmen jeweils sechs zum Musizieren und zum Austausch von Ideen trafen. Es handelte sich allerdings nicht um einen „Piano-Chor“, nicht um eine Übereinanderschichtung reiner Klavierklänge (was im Endeffekt immer wie ein Dutzend Pianisten klingt, die gleichzeitig üben), sondern es ging um den orchestralen Klang, mittels Addition von „Keyboards“, neuen elektronischen Geräten, die damals ihre Saison hatten. Die „richtigen“ Pianisten wandten sich bald wieder ab von der Elektronik und so wurde die Conclave Geschichte. Und alle Pianisten wieder einsam, auch ich. Wie freute ich mich als 1998 mein jüngerer Kollege Thierry Lang den Wunsch äusserte, mit mir zusammen im Duo zu spielen. Ich kannte Thierry schon längere Zeit als einen Pianisten, dessen Spiel mir immer sehr gut gefiel. Jedesmal, wenn die „Piano Twins“ zu Konzerten aufgerufen werden, freue ich mich nicht nur auf die Konzerte, sondern vor allem auch auf das Zusammensein mit Thierry, um das gemeinsame Erfinden von sich addierenden Klängen, auf die Proben, denn ohne die schummeln wir uns nicht einfach über die Bühnen! „Piano Twins“ gehört zur Zeit zum Liebsten, was ich als Jazzmusiker machen kann.
Besonders schön ist, dass nun neuerdings auch noch Dino Saluzzi dazu kommt. Als ich 1982 auf Goethe-Institut-Tournee durch Südamerika war fragte ich in jeder Stadt nach orginellen Kollegen, die ich kennenlernen wollte. So auch in Buenos Aires, wo ich mit argentinischen Beboppern zusammen in einem Jazzclub jammte. Der Clubbesitzer nannte nach einigem Boren den Namen Saluzzi, begleitet von der Bemerkung: „der spielt aber weder Jazz noch Tango“ - Gottseidank. Als ich ihn am gleichen Abend auf einer Probe besuchte, fiel mir das Herz gleich in die Hose. Grossartige, sehr persönliche Musik spielte da Dino mit seinem Quintett - und drei Monate später reiste er zum ersten Mal zu einem Gig ausserhalb Argentiniens, zum JazzFest Berlin und zu mir, wo er als Gast bei der Concert Jazz Band einstieg. Seither verbindet uns eine tiefe Freundschaft, begleitet von Projekten aller Art. Nicht nur in meiner Concert Jazz Band kam es zu gemeinsamen Projekten - darunter gar eine Südamerika-Tournee! - sondern auch mit Radio-Sinfonie-Orchestern und -Big Bands in Deutschland. Aus Twins sind „Triplets“ geworden! (George Gruntz)