„Bridges“ hieß das letzte Album des polnischen Geigers Adam Bałdych. In der Tat gehört der trotz seiner zahlreichen Auszeichnungen bis hin zum ECHO Jazz erst 31-Jährige zu den führenden Brückenbauern des europäischen Jazz: Polnische Volksmusik, Klassik und Jazz jeder Couleur finden bei ihm zusammen, gespielt mit einer technischen Bandbreite, bei der sich klassischer Strich mit wirbelnder Improvisation und wuchtiger Rock-Dynamik verbinden. Diese Brücken baut Bałdych seit 2015 mit dem norwegischen Helge-Lien-Trio: „Zusammen mit Helge, Frode und Per Oddvar haben wir tausende von Kilometern hinter uns gebracht und wurden dabei mehr als nur musikalische Begleiter…“
„Brothers“ also heißt Adam Bałdychs neues – obendrein dem Andenken seines verstorbenen Bruders gewidmete – Album, und es geht ihm und seinen Begleitern dementsprechend um mehr als um Virtuosität oder Unterhaltung: „Ich möchte, dass meine Musik in die Zeit, in der wir leben, eindringt und sie reflektiert; dass sie ihre Sorgen und Sehnsüchte aufnimmt. Ich wünsche mir für meine Musik, dass sie die Botschaft von Liebe und Schönheit transportiert. Denn mehr denn je müssen wir uns heute als Brüder und Schwestern fühlen, um einander besser zu verstehen.“ Ein hohes Ziel, das sich auch in Songtiteln wie „Faith“, „Love“, „One“ oder „Shadows“ spiegelt. Aber im bestens eingespielten Verbund mit Helge Lien am Piano, Frode Berg am Bass und Per Oddvar Johansen am Schlagzeug, auf einigen Stücken noch durch den norwegischen Saxofonisten Tore Brunborg (bekannt durch seine Zusammenarbeit etwa mit Tord Gustavsen oder Manu Katchè) verstärkt, besitzt Bałdych auch die Mittel, die verschiedenen Aspekte der Brüderlichkeit musikalisch ausdrücken zu können.
Die Bruderschaft der Musiker ist dafür die Voraussetzung: „Nur völliges Vertrauen und Verständnis führt uns zu einer musikalischen Einheit, die einem kompromisslose musikalische Reisen ermöglicht und das Wagnis zulässt, das Unbekannte zu erforschen“, sagt Bałdych. Dass diese Einheit erreicht wurde, demonstrieren alle neun Stücke des Albums - acht davon Eigenkompositionen von Bałdych. Und auch das Album ergibt ein zusammenhängendes Ganzes, es ist gewissermaßen ein Konzeptalbum geworden. Bałdych schlägt dabei einen Bogen von der fragenden, wuchtigrockigen Hymne („Elegy“) über die vorsichtig Vertrauen fassende, von Moll in Dur wechselnde Ballade („Faith“) und das lyrische Beschwören der Einheit („One“) und der sein Thema aufgewühlt umkreisende Titeltrack („Brothers“) bis zum sich fast aus dem Nichts kommenden und dorthin wieder ausklingenden „Hallelujah“ von Leonard Cohen.
„Unsere Musik ist ,schmutziger‘ und wilder als beim vorigen Album Bridges“, beschreibt es Bałdych selbst, „wir balancieren auf dem Grat zwischen Schrei und Stille – so wie die heutige Welt, in der Freude und Leid Seite an Seite koexistieren.“ Gefühlvoll und klar im Pianissimo, auf der anderen Seite bis zum Bersten kraftvoll und laut, eindringlich ruft der Geiger in seinem Spiel die gesamte Emotionspalette hervor. Und weil sich im Zusammenspielt polnische und skandinavische Sounds, amerikanische und europäische Improvisationstradition, Stile und Genres so brüderlich vereinen und ergänzen, wird auch der mitgerissene Hörer zum Bruder im Geiste. (Pressetext)
In Zusammenarbeit mit Polnisches Institut Wien
http://www.adambaldych.com/
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https://www.actmusic.com/Kuenstler/Adam-Baldych/Brothers/Brothers-CD