Di 17. Juli 2018
20:30

Christian Sands Trio (USA)

Christian Sands: piano
Yashushi Nakamura: bass
Jonathan Barber: drums

Christian Sands Trio: Oscar lässt grüßen
Unter den jungen einer der besten: Der Pianist Christian Sands bringt die Tradition auf den Punkt.

Wer bei Christian Sands an den virtuos konservativen Modern Mainstream seiner frühen CDs wie »Footprints« denkt, liegt mittlerweile nicht ganz, aber doch ziemlich falsch. Der Pianist hat ein eher an den Vorstellungen eines Wynton Marsalis orientiertes Jazzideal überwunden und sich vom Oscar Peterson fürs 21. Jahrhundert zu zeitgenössischer Vielseitigkeit entwickelt – was in seinen sechs Jahren im Trio des Bassisten Christian McBride noch weniger deutlich wurde, als wenn er mit dessen Kollegen Ben Williams in der Band Sound Effect zusammenspielt. Vor allem aber bei »Reach«, seinem aktuellen Debüt fürs Label Mack Avenue, das er in der Unterfahrt vorstellen wird. Hier zollt er zwar auch dem BebopHelden Bud Powell Tribut und dem von ihm als besonders wichtiger Einfluss genannten Chick Corea. Er bringt aber auch seine Vorliebe für elektronische Sounds ins Spiel, eine bemerkenswerte Kompetenz für Afro-Kubanisches oder als Fan des Rappers Kendrick Lamar eine diskrete Dosis Hip-Hop.

Diese Offenheit war auch fällig bei einem 28-Jährigen, der nicht nur beim Traditionalisten Dr. Billy Taylor studiert hat, sondern auch bei dessen jüngeren, gestalterisch komplexer agierenden Kollegen Jason Moran oder Vijay Iyer und der von sich sagt: »Ich vereine Old School und New School.« Auch seine Mitstreiter, der Bassist Eric Wheeler und Jerome Jennings am Schlagzeug (dies übrigens auch bei Christian McBride), haben ihren Horizont über den modernen Mainstream hinaus geweitet. Dennoch dürfte heftig Swingendes in der Unterfahrt eine wichtige Rolle spielen – ein Fest für Peterson-Fans, die es nicht bei Nostalgie belassen wollen. Dazu passt, dass Christian Sands mit Anzug und Krawatte aufzutreten pflegt: »Ich will auf der Bühne bewusst etwas anders rüberkommen als die Leute im Publikum.« Nicht, weil er sich für etwas Besseres hält. Ganz im Gegenteil: Er will seinem Publikum etwas bieten – und tut das bewusst für Jazzfans mit ganz unterschiedlichen Vorlieben. (Klaus von Seckendorff, Münchner Feuilleton)