Ganz weit zurück, bis an die Wurzeln der afroamerikanischen Musiktradition, geht Schlagzeuger Adam Nussbaum bei seinem Debüt als Leader, das Resultat ist ein überaus heutiges Album.
Dafür nimmt er sich Songs aus dem umfangreichen Repertoire von Huddie Ledbetter (alias „Leadbelly“, „Lead Belly“) vor, dem einflussreichsten Barden des ländlichen Blues und Folk. Bei ihm ist der Blues nicht zu zwölf Takten standardisiert, sondern kennt vielfältige Formen und mischt sich mit Worksong, Ballad und Country. So mancher der Songs, die er im Staatsgefängnis von Louisiana den Feldforschern John und Alan Lomax aufs Tonband spielte, wurde von Folk-/Rock-/Pop-Interpreten jeder Couleur gecovert, von Lonnie Donegan und Frank Sinatra („Goodnight, Irene“) über Ram Jam („Black Betty“) bis Nirvana („Where Did You Sleep Last Night?“).
Songs wie diese wählt Nussbaum, der schon als Kind von den Leadbelly-Platten in der Sammlung seiner Eltern angetan war. Für das Tributprojekt stellte er mit dem Tenoristen Ohad Talmor sowie den Gitarristen Steve Cardenas und Nate Radley ein unorthodox besetztes Quartett (kein Bass!) zusammen. Wobei die Entscheidung für zwei Gitarristen aber Sinn ergibt, da Leadbelly in aller Regel eine Zwölfsaitige spielte. Jetzt weben die beiden Sechssaiter ein Geflecht aus Linien und Sounds, über dem das Tenor sich ausbreiten kann wie einst Leadbellys mächtige Stimme. Überhaupt setzt Talmor statt auf Melodielinien eher auf rufartige Wiederholungsmotive. Eingangs meint man gar eine unbegleitete Bluesharp zu hören, bis man realisiert: Es ist das Saxofon („Old Riley“). Einen kleinen Touch Reggae erhält das zum Klassiker gewordene „Bottle Up And Go“, rockig kommt Nussbaums Original „Sure Would Baby“, derweil sein „Insight, Enlight“ etwas Kontemplatives hat. Und mit „Goodnight, Irene“ endet das Ganze schwebend im Walzertakt. (Berthold Klostermann, www.fonoforum.de)
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