Mo 3. September 2018
20:30

Azymuth & Marcos Valle (BRA)

Marcos Valle: piano, guitar, vocals
Patricia Valle: vocals
Jesse Sadoc: trumpet
Kiko Continentino: keyboards
Alex Malheiros: bass
Ivan Conti: drums

Der Name Azymuth stammt übrigens von Marcos Valle, der ihnen diesen Namen in den 1970er Jahren gab, als sie gemeinsam ein paar ziemlich beeindruckende Alben aufnahmen. Nun sind Azymuth & Marcos Valle erstmals auch ausserhalb von Brasilien gemeinsam zu hören. Samba Doido! CH

Wer die Saudade – diesen unübersetzbaren Gemütszustand milder Sehnsucht – erreichen will, darf nicht hudeln. Das weiß das brasilianische Trio Azymuth und folgt in seiner Musik einzig dem Prinzip laissez faire, nicht dem Streben nach Geld und/oder Ruhm. Und das seit 40 Jahren.

Während sich die gleich lang tätigen Kollegen von Os Mutantes in psychedelischen Spielereien verloren, widmete sich Azymuth der futuristischen Elektrifizierung des südamerikanischen Jazz – und vergaß bei aller Lust an Abstraktionen nie, das reiche rhythmische Erbe Brasiliens zu integrieren. Dafür ist Schlagzeuger Ivan Conti verantwortlich, ein echter Carioca, also einer, der aus Rio de Janeiro stammt. Es liegt nicht zuletzt an ihm, dass bereits drei Generationen von tanzwütigen Europäern zu Azymuth-Hits wie „Dear Limmertz“ und „Jazz Carnival“ wackeln.

Nun hat das Londoner Label Far Out Recordings das spacige Debütalbum aus dem Jahr 1975 neu aufgelegt. Es erinnert erstaunlich an Herbie Hancocks Alben der späten Siebziger. Ein Schlüsselsong darauf ist „Melo Dos Dois Bicudos“: Er groovt federleicht und hat dennoch ein paar verstörende Attacken parat. Immer, wenn es zu idyllisch wird, fiepsen die Synthies auf alarmierende Weise.

Die Strategie, süßes Sentiment und exotische Rhythmen mit verstörenden Weltraumklängen zu kombinieren, geht auch in „Estrada Dos Deuses“ perfekt auf, einem Stück, das auch auf „Monster“, Herbie Hancocks Discoalbum von 1980, sein hätte können. Berührend, wie naiv der – 2012 gestorbene – Azymuth-Komponist José Bertrami seinem Spieltrieb auf dem damals neuesten Equipment nachgab! Heute wird ja vieles als Konzept gepriesen, was in Wirklichkeit nur versonnene Spielerei war. Solche Unbekümmertheit ist leider in der populären Musik rar geworden. Aus gutem Grund greifen viele DJs und Remixer von Thievery Corporation bis zu den heimischen Pilots On Dope zu den frühen Alben von Azymuth, wenn sie sich bei ihren kalkulierten digitalen Nachbauten nach dem Aufbruchsgeist der Siebziger sehnen, als Künstler noch nicht methodisch über ihre Karriere nachdenken wollten. (Samir H. Köck, 2015)

Mit 21 Jahren schrieb Marcos Valle den Bossa Klassiker „Summer Samba (So Nice)“, der das Lebensgefühl eines jungen Surfers in Rio beschreibt. Dieser Song ist neben „The Girl from Ipanema“ der Bossa Song, den jeder kennt. Walter Wanderley machte den Song 1967 zum Hit, seitdem wurde er hunderte Male gecovered. Marcos wurde 1943 in Rio de Janeiro geboren und begann früh, mit seinem Bruder Paulo Sergio Songs zu schreiben. Im Verlauf seiner Karriere nahm Marcos Valle zahlreiche Alben auf. Stetig entwickelte er sich weiter, widmete sich mal mehr dem Jazz, mal mehr dem Pop oder Funk, aber der Spirit war immer Bossa Nova. Marcos Valle ist zurück und präsentiert ein Meisterstück des modernen Bossa Nova. Er beschwört seinen fast schon orchestralen Sound herauf und mixt ihn mit wunderschönen Melodien und komplexen Harmonien zum perfekten, romantischen Bossa-Pop. Das neue Album bedient sich aus seiner bereits Jahrzehnte dauernder Karriere, in der sich zwischen Pop, Bossa Nova, Psychelic, Jazz und Funk bewegt hat. Valle hat mit Musikern wie Leon Ware, Sarah Vaughan, & Chicago gearbeitet; Jay Z hat seinen Song „Ele E Ela“ für Blueprint 3 gesampelt und Größen wie Frank Sinatra und Bebel Gilberto haben Songs von ihm aufgenommen. (Pressetext)

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