Billy Cobham: drums
Paul Hanson: bassoon, saxophone
Fareed Haque: guitar
Tim Landers: bass
Scott Tibbs: keyboards
Mit dem Album «Crosswinds» schuf Billy Cobham 1974 eine epochale Aufnahme der Fusion-Ära - in der Jazz-Hitparade des Branchenmagazins Billboard schaffte es die Scheibe damals auf Platz 2. Meisterdrummer Cobham, der von Miles Davis bis George Benson mit fast allen Koryphäen des modernen Jazz zusammenarbeitete, schrieb alle Stücke für das Album selbst. Nun bringt Cobham «Crosswinds» mit stark besetzter Band auf den neuesten Stand und zeigt, dass diese Stücke bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüsst haben. (Pressetext)
Was soll man über einen derartigen Jazz-Granden denn noch viele Worte verlieren. Eventuell eines noch, dass Billy Cobham vielleicht als einer der letzten wegweisenden Schlagzeuginnovatoren in der Jazzgeschichte gelten kann, der mit Beginn der 1970er Jahre die völlige Auflösung der Kluft zwischen Rockmotorik und deren periodischer Akzentuierungsabläufe und der unorthodoxen Off-Beat Elastizität wie polymetrischen Raffinesse der Jazzrhythmik wie kein zweiter bewerkstelligt und dahingehend ein neues Kapitel des „Jazzschlagzeug-Breviers“ aufgeschlagen hat. Und er hat noch immer kleine Beifügungen parat. All jenes, das sich heute in diesem Genre und dessen näherem Umfeld ereignet geht auf Cobham zurück. Neben seinem Spiel war außerdem die Dimension seines Schlagzeugsets, mit der Eigenheit einer tonhöhenmäßig feinst aufeinander abgestimmten umfangreichen Trommelbatterie, ein wesentliches Faktum, Es erlaubte ihm die von Max Roach initiierte melodische Komponente des Schlagzeugspieles um etliche Nuancen zu verfeinern und auszuweiten. Soviel dazu. Vorher gesagtes prägt Konzerte von Cobham und diese sind wie eh und je eine Schlagzeug-Extravaganza. Kaum fassbare Leichtigkeit, ein rhythmischen Gedächtnis sondergleichen, unterfüttert von einem unbeirrbaren Timing, atemberaubende Präzision, gingen bei ihm wieder einmal selbstverständlichst Hand in Fuß. Vertrackteste Unisonosequenzen, Breaks und Stops, die auch seine aktuellen Kompositionen kennzeichnen, mit denen er aber auch alte „Hadern“ wie „Stratus“ aufpeppte, erlangen bei ihm eine hinreißende Leichtigkeit und Unbeschwertheit. Ohne jegliche Dominanz oder Egomanie dirigierte er seine Band, die aus versierten und motivierten MusikerInnen bestand, die aber im Endeffekt diesmal doch einigermaßen uninspiriert und zu klischeehaft ihr Repertoire abspulten. Speziell in seinen neuen Stücken leistete Cobham mit einem zu überzeichneten „Smooth-Ansatz“, einem farblosen, altbackenen Bandsound Vorschub. Wieso er zudem zeitweise eine ausgewaschene Klangtapete mit lauwarmen, fiependen 1980er Jahre Sythetiksounds affichieren ließ, stellt sich als Frage ist aber prinzipiell nebulos. Das „Drum-Herum“ markierte jetzt keine entscheidende Funktion. Hot-Spots waren sowieso seine ausgeklügelten Soli, mit dem erwähnten melodischen Spürsinn, gekrönt von seinen einzigartigen Rolls, Wirbel und markigen Beats. Hit The Set, Billy. (Hannes Schweiger, anläßlich eines Konzertes am 16. Mai 2017)