Jan Lundgren: piano
Mattias Svensson: bass
Joanna Lewis: violin
Emily Stewart: violin
Lena Fankhauser : viola
Asja Valcic: cello
Ystad: idyllischer Küstenort Schwedens, Heimat von Mankells Wallander und Kleinod für vorzüglichen Jazz. Seit 2010 präsentiert das Ystad Sweden Jazz Festival internationale Topstars und außergewöhnliche Musikprojekte, geschmackssicher zusammengestellt vom künstlerischen Leiter, dem Pianisten Jan Lundgren.
Am 30. Juli 2015 betrat dieser selbst die Festivalbühne, um gemeinsam mit dem Bassisten Mattias Svensson und dem Bonfiglioli Weber String Quartet einem der Urväter des schwedischen Jazz zu gedenken: dem Pianisten Jan Johansson (1931-1968). Neben dem kürzlich, am 23. November 2015 verstorbenen Bengt-Arne Wallin hat Johansson mit seinem Rückgriff auf die einheimische Volksmusik dem schwedischen, ja dem skandinavischen Jazz und seiner ästhetischen Außenwirkung bis heute die Richtung gewiesen. Seine 1963 erschienene Duo-Aufnahme mit dem Bassisten Georg Riedel „Jazz på svenska“ wurde zur zeitlos gültigen Richtschnur für diese Art nordischer Improvisationsmusik.
Auch Jan Lundgren steht in der Tradition Johanssons: Nordische Vemod und impressionistischer Esprit, dazu noch die Verwurzelung in der amerikanischen Jazzpianotradition machen seinen Personalstil aus. Auch er hat sich bereits an der schwedischen Volksmusik abgearbeitet: Mit „Swedish Standards“ gelang Lundgren 1997 ein Überraschungserfolg.
Auf „The Ystad Concert“ zeigt sich Lundgren nun einmal mehr als würdiger Nachfolger Jan Johanssons, der den schwedischen sowie russischen und ungarischen Volksmusikvorlagen neues und ungewohntes Leben einhaucht. In der Besetzung mit Streichquartett hat man diese Musik so noch nie gehört.
»Wie Johansson wird Lundgren sparsam von einem Bassisten begleitet und hält die Stücke kurz. Er vermeidet aber Johanssons sachliche Strenge, lässt vielmehr bluesige, virtuose und dramatische Elemente einfließen und wird zeitweise von einem Streichquartett gestützt.« (Jazzthing, Juni - August 2016)
»Volksliedmotive als kunstvoll eingängiger Jazz. […] Ein Vergnügen.« (Stern, 28.04.2016)
»Neben Brad Mehldau und Michael Wollny ein Meister seines Fachs – der Mann kann einfach alles.« (dpa, 05.05.2016)
»Einer von Europas großen Jazzpianisten, ein Kammermusiker erster Güte.« (Rheinische Post, 20.04.2016)
Liner Notes Georg Riedel:
Im Laufe meiner Karriere als Musiker habe ich mit einigen herausragenden Jazzmusikern zusammenspielen dürfen. Derjenige, der mir am wichtigsten war, ist Jan Johansson.
Als wir in den 60ern „Jazz på svenska“ aufnahmen, war mir nicht bewusst, dass dies ein Geniestreich von Jan war. War es überhaupt Jazz? Weder war ein Schlagzeug mit von der Partie, noch „swingte“ es im traditionellen Sinne. Aber Jan Johansson war seiner Zeit weit voraus. Ihm gelang es in noch nie gehörter Weise, Jazz mit der skandinavischen Klangwelt zu kombinieren. Damals standen diesem Projekt viele sogenannte „Experten“ sehr kritisch gegenüber. War das Album wirklich veröffentlichungswert?
Die Hörer sahen das ganz anders. „Jazz på svenska“ wurde in Schweden zum meist gekauften Jazzalbum überhaupt. Heute sind die Grenzen zwischen verschiedenen Stilen und Spielweisen fließender, als in jenen Tagen, in denen ich zu spielen begann. Auch spielen heute weder Ehrfurcht noch Respekt eine Rolle, wenn man Jans Erbe erhalten und sich seiner Interpretation von schwedischer Tradition und Folklore annähern will.
Jan Lundgren ist ein sehr würdiger Nachfolger, den schwedischen Piano-Jazz zu repräsentieren. Er traut sich sogar, dieselben Töne wie Jan Johansson zu spielen, allerdings klingt es bei ihm ganz anders. Man hört vom ersten Moment an, dass Jan Lundgren spielt und nicht Jan Johansson. Egal bei welchem Jan, nach nur ein paar Tönen hört man sofort, wer spielt.
Auch die Besetzung mit einem Streichquartett wäre voll und ganz in Jan Johanssons Sinne, denn Grenzen zu überschreiten war für ihn etwas ganz natürliches. Die Johansson Alben „Jazz på ryska“ und „Jazz på Ungerska“ sind heute keine Ikonen wie „Jazz på svenska“, deshalb sind Jan Lundgrens Ystad Concert-Interpretationen etwas unabhängiger vom Original. Aber eine ganz natürliche Entwicklung im Geiste Johanssons.
Es ist wunderbar, dass dieser Musik neues Leben eingehaucht wurde!