Der meistgehörte Spruch amerikanischer Musiker im letzten Jahr war klar und eindeutig, wenn auch gelegentlich eleganter formuliert: „I hate Trump!“ Wofür es leider gute Gründe ohne Ende gibt.
Um dem Widerstand gegen die zunehmende Beschneidung verfassungsmäßiger Bürgerrechte auch musikalisch eine Stimme zu geben, begann Marc Ribot Ende 2016, eine Kollektion an „Songs Of Resistance“ zusammenzustellen. Hatte er bei „Occupy Wall Street“ doch die irritierende Erfahrung gemacht, dass es der Protestbewegung an einem schlagkräftigen, alle verbindenden Lied fehlte.
Und so finden sich nun auf dem neuesten Album des sich rastlos zwischen Americana und Free Jazz mit avantgardistischem Aplomb bewegenden Gitarren-Virtuosen neben „We Are Soldiers In The Army“, einem ikonischen Song der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, oder mexikanischen Protestliedern auch neue Hymnen wie „John Brown“ (einem berühmten Gegner der Sklaverei) mit Zeilen wie „We want freedom“, die zum Mitsingen einladen. Manche Stücke, wie das von Steve Earle gesungene „Srinavas“ über die Ermordung eines Sikh-Immigranten durch einen weißen Rassisten im Februar 2017, sind hochaktuell. Während das anti-faschistische „Fischia Il Vento“ von 1943 von Meshell Ndegeocello als „The Militant Ecologist“ stimmgewaltig neu gedeutet wird.
Die Begleitmusiker dieser Scheibe sind packend, ebenso die Stargäste, von denen einer unverwechselbar ist – Tom Waits, der mit lakonischer Gänsehautstimme die englische Version des alten italienischen Partisanen-Lieds „Bella Ciao“ zur herzzerreißenden Kostbarkeit veredelt. Das ausgerechnet dieses Lied als tumb hämmernde DJ-Nummer der offizielle „Sommerhit 2018“ wurde, gehört zu den größten Absurditäten einer verrückten Zeit, gegen die Marc Ribot mit grandiosem Furor ankämpft. Chapeau! (Sven Thielmann)