Sa 7. Dezember 2002
21:00
Step across the border II: Poland

Tomasz Stanko Quartet

Tomasz Stanko: trumpet
Marcin Wasilewski: piano
Slawomir Kurkiewicz: bass
Michal Miskiewicz: drums

Es gibt nicht wenige die sagen, dass der europäische Jazz in den frühen sechziger Jahren mit Musikern wie Tomasz Stanko begonnen habe. Sie sprechen dabei nicht von Musikern aus Europa, die Jazz gespielt haben, sondern ganz dezidiert von europäischen Jazzmusikern, die einen eigenen Approach entwickelt haben. Der Freejazz in der Tradition eines Ornette Coleman mag ihnen dabei geholfen haben, und sie ermuntert haben, eigene Wege zu suchen. Gefunden haben sie sie letztlich nicht in den Strassenschluchten New Yorks und auch nicht in den Weiten des Mittleren Westens, sondern in der Auseinandersetzung mit ihren eigenen Musiktraditionen. Und genau an dieser Schnittstelle hat der polnische Trompeter Tomasz Stanko Musikgeschichte geschrieben. 1962, als 20jähriger gründete er als frischgebackener Absolvent des Krakauer Konservatoriums seine erste Band, die Jazz Darings und spielte noch ganz unter dem Eindruck der frühen Aufnahmen Ornette Colemans, von Miles, Coltrane und George Russell. Ein Jahr später holte ihn der Pianist und Komponist Krzysztof Komeda in seine Gruppe, und gab seinem Suchen eine Richtung. „Ich verdanke ihm so viel. Der Lyrismus, das Gefühl nur das Wesentliche zu spielen, die Einstellung zu Struktur, Asymetrie, und viele harmonische Details.“ Komedas Themen, die das Schwermütige der polnischen Volksmusik reflektieren, und einen ganz eigenen Charakter haben, eröffneten Tomasz Stanko einen Kosmos von Möglichkeiten. Von hier aus war der Weg ins Offene, ins freie Spiel jederzeit möglich, ohne sich andererseits zu verlieren. Diese Polarität prägt die Musik des Trompeters bis heute. Dazwischen liegen all die Erfahrungen in Ensembles mit Leuten wie dem finnischen Schlagzeuger Edvard Vesala, dem Quartett mit Jan Garbarek, Gary Peacock und Jack DeJohnette oder seiner langjährigen Gruppe mit Bobo Stenson, Anders Jormin und Tony Oxley.
In den neunziger Jahren spielte Tomasz Stanko mit „Litania“ nicht nur eine großartige Hommage an seinen Mentor Komeda ein, sondern übernahm auch dessen Rolle als Förderer junger Talente. Als geläuterter, reifer Könner auf der Höhe seiner technischen und musikalischen Möglichkeiten verpflichtete er 1994 ein Trio von polnischen Musikern, die fast seine Enkel sein könnten: den Pianisten Marcin Wasilewski, den Bassisten Slawomir Kurkiewicz und den Schlagzeuger Michal Miskiewicz. Diese Arbeit gipfelte 2001 in der Aufnahme für die aktuelle CD „Soul Of Things“, wiederum für das Label ECM. Ein guter Grund, Tomasz Stanko zum ersten Gewinner des European Jazz Prize zu wählen. (Austrian Music Office)
Ursprünglich als Abschlusskonzert von „Step across the border“ konzipiert, freuen wir uns, dass Tomasz Stanko (verdientermassen) dieser Preis zuerkannt wurde. Ein würdiges Finale! CH