Robyn Schulkowksy, eine Perkussionsgöttin der Neuen Musik, und Joey Baron, einer der kreativsten Schlagzeuger der New Yorker Downtown-Szene – die beiden kommen aus unterschiedlichen Traditionen der Avantgarde. Doch sie verschränken ihre Talente. Was sie mitbringen, gleicht ozeanischen Erfahrungen.
Joey Baron ist im zeitgenössischen Jazz zu Hause. Der von John Zorn bevorzugte Schlagzeuger war oft auch an der Seite von Bill Frisell zu hören, hat noch mit Dizzy Gillespie, Stan Getz, Jim Hall und Carmen McRae gespielt, schlägt transatlantische Brücken im Spiel mit Jakob Bro und hat für Intakt Records eine Duo-CD mit Irène Schweizer eingespielt. Robyn Schulkowksky zog es von den USA nach Europa, wo sie mit den Granden der Neuen Musik zusammengearbeitet und deren Werken Leben eingehaucht hat. Kaum einer aus der ersten Reihe, der da fehlen würde – Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel, John Cage, Morton, Feldmann, Iannis Xenakis, Luciano Berio, Christian Wolff. Von Anfang an war sie Klang-Innovatorin, eine Klangschöpferin.
Now You Hear Me. Das ist eine Anrufung, die Vergegenwärtigung des Zustandes, Alltagsrealität und Ritual. Jetzt. (Bert Noglik)
Wenn Genregrenzen keine Rolle spielen, eine Sache für sich steht und das irgendwie im Vorfeld bereits klar ist, dann hat man meist Großes in Händen. Das gilt für dieses fantastisch intensive Album der beiden amerikanischen Schlagzeuger/Perkussionisten Joey Baron und Robyn Schulkowsky auf jeden Fall.
Die beiden gelten zu Recht als Meister ihres Fachs: Während Baron (eher) aus dem Jazz (John Zorn, Bill Frisell u. v. m.) kommt, stammt Schulkowsky (eher) aus der Neuen Musik (Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel, John Cage, Iannis Xenakis) – aber das ist eigentlich völlig egal. Den beiden geht’s einfach um Musik, um Klang und dessen genussreiche Erzeugung, um auszulotenden Raum, um (Mikro-)Rhythmus, um Austausch, um Spannungen, deren Erschaffung und Auflösungen. Das beweisen sie seit vielen Jahren eindrucksvoll in gemeinsamen Projekten.
Es sind vor allem die großen Bögen, die Baron und Schulkowsky in den vier bis zu 30 Minuten langen Schlagzeugduetten von „Now You Hear Me“ spannen, die das Ganze so reizvoll machen. Wenn ein einziger, weicher Bassdrum-Schlag – dank weitsichtiger Kompositionsstrategie oder geschmackvollster Improvisation an die richtige Stelle gesetzt – zu einem wohlig donnernden, ankernden Grollen wird und schwingendes Metall für farbenreichen Ton mit bisweilen gleißendem Strahlen sorgt, wenn Tom-Tom-Ostinati mit Miniaturimprovisationen eine schier atemberaubende Verbindung eingehen, dann sind Baron und Schulkowsky auf der Höhe ihrer Kunst, und das ist auf diesem Album durchgängig der Fall. Wenn Schlagwerk doch immer so feingesponnen und gleichsam hochenergetisch, wenn Dialog doch immer so freundschaftlich, achtungsvoll und ausgewogen, so unprätentiös und offen wäre. (Ingo Baron, fonoforum.de)