So 22. Dezember 2019
19:00

Karl Ritter 'Absolut frei' (A)

19h Film: Guitar Driver

21h 1st Set:
Karl Ritter: guitar, sampler
Otto Lechner: accordion
Melissa Coleman: cello

22.30h 2nd Set:
Karl Ritter: guitar, sampler
Herbert Pirker: drums
Christian Reiner: vocals
Markus Dorninger: tagg tool visuals

„Guitar Driver“ ist ein Dokumentarfilm über den österreichischen Musiker und Gitarristen Karl Ritter, der unter dem Pseudonym Leopold Karasek in Kurt Ostbahns Bandprojekt „Chefpartie“ berühmt wurde und anschließend begann, alle möglichen denkbaren Klangwelten der Gitarre zu erkunden. Regisseur Walter Größbauer zeigt Ritter beim Musizieren, über verschiedene Jahreszeiten hinweg in seiner Heimat in Österreich. Er begleitet Ritter in „Guitar Driver“ über den Zeitraum eines Jahres sowohl im Alltag als auch bei dessen Auftritten. Dabei gibt Ritter dem Regisseur und dem Zuschauer Einblick in sein Privatleben, erzählt seine Lebensgeschichte und vermittelt sein umfangreiches Wissen über Musik. (Pressetext)

E, A, d, g, h, e´ - unlimitiert

Sechzig Jahre Zugehörigkeit zur Erdenbürgerschaft, das ist schon eine ordentliche Feierlichkeit wert. Darauf verweisen kann heuer Karl Ritter. Mit Fug und Recht als nonkonformistische, musikalische Instanz hierzulande geschätzt. Um nichts weniger, als koryphäenhafter Gitarrist. Ob im Austro-Rock, Film-, Theater-, Performance- oder Jazz-Gefielden. Was ihn so herausstellt, ist sein versatiler Ton, seine unkorrumpierbare Klangästhetik. Ritter ist kein ausgewiesener Single Note-Frickler, auch kein unbeirrbarer Rhythmus-Schrummer. Er ist ein begnadeter Sound-Kreateur/Spieler der sich einer dezidierten Stilzugehörigkeit mit Bravour entzieht. Für ihn ist die E-Gitarre, der seine große Liebe gilt und die er einst vom Rockidiom her zu begreifen lernte, ein Klanggenerator, ein unbegrenztes Experimentierfeld. Ritter hat das ganze Klangarsenal für das die E-Gitarre seit Hendrix steht, welches er sich in originärer Weise angeeignet und differenziert weiterverarbeitet hat, parat. Feed Back-Klänge, Vibratohebel-Effekte, Glissandi, erweiterte Spieltechniken etc. So sind Rendezvous unterschiedlichster Spielhaltungen, stilistischer Klangqualitäten, Texturen in seiner Musik ein stimmiger Faktor. Wäre demnach jene sanguinische Opulenz, das seinem Schaffen den Lebensnerv beschert, schlusszufolgern. Da wendet er sich dem System notierter Verfahrensprinzipien mit der gleichen Aufmerksamkeit zu wie dem Im Moment-Veräußern. Zudem pflanzt er mit eloquenter Sinnhaftigkeit jeder musikalischen Umgebung Persönliches und Einzigartiges ein. Die beiden Celebration-Abende gestaltet Ritter mit einem Querschnitt durch seinen „vielsaitigen“ Projektkatalog. Motto des ersten Abends: „absolut frei“. Ohne jedwede Vorgaben wird der Improvisationskunst gefrönt. Anfangs Ritter in einem Recital als Dialektik von frenetischen Klangexplosionen und feinstofflichen Tapisserien, gefolgt von kammermusikalischen, folklorestichigen Bizarrheiten im Trio mit Otto Lechner und Melissa Coleman und abschließend verbündet er sich mit der wortgewaltigen Spontanpoesie Christian Rainers und den rhythmischen „Wundertaten“ von Schlagzeuger Herbert Pirker. Durch den zweiten Abend zieht sich Ritters schräggelagertes Liedgut. Zunächst als Instrumentalversionen und hernach wird sein prominentester Band-CHEF mit von der PARTIE sein und auf dem stimmlichen pOSTen entsprechendes anBAHNen. KURTI wie er einer ist, dürfte auch der Schmäh nicht zu kurz kommen. Allesamt werden sie um die besten, verwegendsten, tiefgründigsten, aufrührerischsten, lieblichsten, wildesten, brachialsten, schönsten Klänge rittern. In der einzigen Erwartungshaltung die Karl Ritter erfüllt: Kreativität, Originalität, Ehrlichkeit. Zwei Mal Abendhimmel voller Gitarren. (Hannes Schweiger)