So 8. Dezember 2019
20:30

David & Danino Weiss Quartet feat. Stochelo Rosenberg (D/NL)

Stochelo Rosenberg: guitar
David Weiss: accordion
Danino Weiss: piano
Peter Cudek: bass
Xaver Hellmeier: drums

Django Reinhardt ist und bleibt das große Vorbild der Gypsy Swing Szene – Bewunderer finden sich sowohl beim Publikum als auch bei aktiven Musikern. Diese Szene ist auch heute, 65 Jahre nach seinem Tod, noch sehr lebendig. Neben den reinen Traditionalisten zeigen eine Reihe von jungen Musikern, wie diese Musik weiterentwickelt werden kann. David & Danino Weiss mit ihrem Quartett sind hierfür ein gutes Beispiel und haben nun ihr Debütalbum „Violets for your Furs“ vorgelegt.

Wie kann man sich das Leben eines Sinto in der heutigen Zeit vorstellen? David Weiss fühlt sich fest in Bayern verankert und würde nie mehr wegziehen, fest verwurzelt mit der bayerischen Kultur hat er hier sein persönliches Paradies entdeckt.

Dennoch gibt es einige Bräuche aus den Familien, die von Generation zu Generation weitervererbt und weitergegeben werden. So versteht sich von selbst, dass David Weiss gerne unterwegs ist und kein Weg zu weit ist, wenn es darum geht, dass die Familie sich trifft, um alte Traditionen wieder aufleben zu lassen.

So war auch der Weg zu seinem Onkel Traubeli Weiss, Gitarrist und Bandleader, niemals zu weit und David und Danino Weiss konnten viel Zeit mit ihm verbringen. Die beiden sind Autodidakten und mit dem musiktheoretischen Wissen, zu dem der Onkel den direkten Zugang gewährt hat, haben sie zusammen den richtigen Weg entdeckt. Beide Seiten haben durch diesen Austausch der Generationen und durch ein respektvolles Miteinander voneinander profitiert.

Gäste auf dem Album sind Giovanni Weiss und Jeffrey Weiss (beide Django Deluxe – zweifache ECHO Jazz Preisträger), Biboul Darouiche und Bernd Reiter. Welche Songs letztendlich aufgenommen wurden, wurde zum Teil spontan einen Tag vor den Aufnahmen entschieden. Und zwar aus dem Bauch heraus, wie zum Beispiel die Cover Version von „You‘re Mine You“. Ohne langes Proben, war dann auch der erste Anlauf bereits perfekt für die Aufnahme.

Was vermittelt nun diese Musik, die vor diesem Hintergrund entstanden ist? Es ist fast eine eigene Sprache, die das Quartett fließend sprechen kann. Eine sanfte, unaufgeregte, harmonische, melodiöse Geschichte wird erzählt – von Lagerfeuerromantik, Sehnsucht nach Freiheit, dem Wunsch nach Zusammenhalt. Der geneigte Hörer genießt einen Dialog zwischen Ruhe und Dynamik. Inspirierend zur Seite standen Art Van Damme, Erroll Garner, selbstverständlich Django Reinhardt und allen voran der unvergessene Traubeli Weiss.

Es ist ein eingängiges Album, ein internationales Album, für dessen Verständnis der Zuhörer nur ein offenes Ohr und ein offenes Herz mitbringen muss. Zu erzählen gibt es viele Geschichten – und es werden sicherlich noch viele weitere moderne Gipsy Jazz Stories entstehen… dafür sorgt der unbändige Nachwuchs der Familie Weiss! (www.glm.de)

Eine Handvoll Musiker lassen sich als wahre Innovatoren des Jazz begreifen. Louis Armstrong gehört dazu, Charlie Parker, Miles Davis, John Coltrane, Ornette Coleman. Und Django Reinhardt, der den Sinti-Jazz im Alleingang erfand und ein geniales Improvisationstalent besaß, sich nicht im geringsten um definierte Musikgattungen scherte und stattdessen Jazz, traditionelle Roma-Musik und französische Folklore zu etwas einzigartig Neuem verband. Ornette Coleman bescheinigte ihm, zu einer „reinen Musik“ gelangt zu sein. Stochelo Rosenberg (*19.02.1968 in Helmond, Niederlande) ist ein niederländischer Sinto und Jazz-Gitarrist und er erlag dieser „reinen Musik“ schon als Knabe. Mit 10 Jahren begann er Gitarre zu spielen, indem er die Original-Platten seines Idols Django Reinhardt hörte. Mit 12 Jahren gewann er einen 1. Preis bei einem Musikwettbewerb. Seine Zusammenarbeit mit Gitarristen aus der Gipsyswing –Szene wie Dorado Schmitt, Romane, Angelo Debarre und Biréli Lagrène führte zu legendären Auftritten und Tonträgern. Er gründete mit seinem Vetter Nous`che Rosenberg und dessen Bruder Nonnie Rosenberg das legendäre Rosenberg Trio. Swingender Gipsy-Jazz mit einem Hauch von Nostalgie. (Gerhard Kosel)