Fr 27. Dezember 2002
21:00

Hannes Löschel „Edi Flaneur“

Joanna Lewis: violin
Hannes Löschel: piano, synthesizer, samples
Paul Skrepek: drums, vocal
Wolfgang Vincenz Wizlsperger: bass, children´s guitar, tuba, trombone, vocal
guests: Josef Novotny: synthesizer
Michael Williams: cello

Edi Are You Kidding / Kid's Stuff? „Wam bam what a fat slam“! - Ein erwachsener Komponist schreibt Musik für jugendliche Hörer. Das Zielpublikum entspricht als reines Konstrukt der Vorstellung, die sich der Komponist vom Kinde macht. Die Kinderwelt ist eineFiktion, die im Erwachsenenhirn entsteht, eine Melange aus Erinnerungen an die eigene Jugend, beiläufigen Beobachtungen, melancholischen Projektionen und trendgemässen Stereotypen. Edi Flaneur fährt Skateboard und träumt knurrenden Magens von Berner Würstel und Limonade, macht aber auch allererste elementare Erfahrungen mit akustischen Phänomenen. Der Streifzug durch eine Vielzahl von musikalischen Genres bedient nicht so sehr die oft beschworene Offenheit und Beeinflussbarkeit des jugendlichen Apperzeptionsvermögens. Die Kids haben ja für gewöhnlich – zwecks Identitätsbildung - ein weitaus schärferes Differenzierungs- und Distinktionsbedürfnis als die meisten, ästhetisch wie sozial längst weichgeklopften Erwachsenen. Nein, es geht einfach darum, sich auszutoben. Nicht die Kinder, sondern die Erwachsenen, der Komponist, die Musiker und
das Publikum - sie alle wollen ungestraft toben! Und das ist gut so. Weg von den rigiden Kodizes avancierter Tonkünstlerei! Weg von den ästhetischen Gradwanderungen des subversiven Melodicaspiels! Weg vom subliminalen Stirnrunzeln musikpolizeilicher Ordnungshüterei! Einmal ungehemmt ins Toy Piano dreschen, das Schlichte verdichten und das Dichte vernichten. Infantiles als Vorwand für die Befreiung, als luzide Lockerungsübung. Im snakerun von der Kammermusik zum Rock n Roll und vom Rap zum chinesischen Kalenderspruch. Die Luft in der Vorstadt ist ebenso frisch wie würzig und je zielloser der Flaneur durch die Gegend streift desto cooler wirkt er. Vorallem wenn er sich dabei letztendlich doch wieder auf so sicherem Terrain bewegt wie Löschels Edi, auf seinem kammermusikalischen Flug durchs Wienerlieder-, Jazz- und Jukeboxuniversum. (Robert Bilek)