Di 26. November 2019
19:00

abpu_composer_orchestra : descaled & designed & directed by renald deppe

Der Hölle (St)Rache kocht in meinem Herzen...
oder
12 trübmüde Spesenarien für fortgeschrittene Zauberflöten (vol.4)

• Herzschwere Bußtag-Variationen nebst einigen Blaublut-Koloraturen:
An- & Bezügliches zu Gas-, Lohn-, Bruch-, Hoch-, Um-, & Abrechnungen…

abpu_composer_orchestra : descaled & designed & directed by renald deppe

foreign guest: Yangkura (land of the morning calm): strict chamber environment

(In Zusammenarbeit mit AIR – ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich)

Tobias Leibetseder: guitar
Bernhard Xaver Geigl: electronics
Katharina Roth: piano
Jakob Gnigler: tenor saxophone
Renald Deppe: clarinet, Textur-Konzeption

• Wie aber kann ein Fürst den Minister durchschauen?

Der Prüfstein dafür ist dieser: Wenn du merkst, dass der Minister mehr an sich selbst denkt und bei allem, was er tut, seinen eignen Vorteil betreibt, so wird er nie ein guter Minister werden, noch ist je Verlass auf ihn. Anderseits soll der Fürst, um ihn redlich zu erhalten, an den Minister denken, ihm Ehre und Reichtum zuwenden, ihn sich verbinden, damit er sehe, dass er ohne den Fürsten nicht bestehen kann. Er soll ihn mit Ehren überhäufen, dass er nicht nach höheren trachtet, und ihn reich genug machen, dass er nicht noch mehr begehrt, ihm Ämter genug verleihen, dass er jede Umwälzung fürchten muss. Wenn also die Minister so beschaffen sind und die Fürsten ihre Minister so behandeln, können beide einander trauen, andernfalls nimmt es mit dem einen oder dem anderen stets ein schlechtes Ende. 

Niccolò Machiavelli

Um weit verbreiteten Missverständnissen vorzubeugen:

In der Schrift »Der Fürst« analysiert Machiavelli illusionslos die Machtstrukturen und Lebensbedingungen seiner Zeit: Die Welt der Renaissance um 1500. Eine der großen Epochen der europäischen Geschichte, eine Zeit kultureller und künstlerischer Blüte, die den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit brachte, eine Phase der Entdeckungen, des religiösen Erwachens und der politischen Neuordnung. 

Machiavelli erklärt in seinen Schriften keineswegs, dass das Leben so sein sollte, wie es sich ihm und seinen Zeit- und Leidgenossen darstellte. Und keineswegs ist das Buch nur für Fürsten, will heissen: machtausübende Machterhalter, geschrieben. Sondern zur »Erhaltung« und zum »Schutz« des mündigen Mitmenschen, welcher um die Abgründe des Menschseins weiß und dem die Spielregeln der Machtstrategen nicht unbekannt sein sollten.

Als (Über)Lebenshilfe.
Als (Vor)Warnung.
Als (Auf)Forderung zu politischer Betätigung.
Als (Rück)Besinnung an die Pflicht zum politischen Ungehorsam.

Leider wird Machiavelli (obwohl in negativen Kontexten oftmals zitiert) kaum gelesen. Oder nur von den Falschen: den schamlosen Herrenmenschen, den rudelführenden Alpha-Tieren einer turbokapitalistischen Glaubensgemeinschaft.
Leider werden seine Werke als zeitlose Gebrauchsanleitung zum bedingungslosen (Be)Herrschen, zur gnadenlosen Manipulation des Individuums, einer Gemeinschaft, einer Partei, einer Bewegung, einer Gewerkschaft, eines Volkes, der Massen missbraucht.
Welch ein Irrtum!

Und zuletzt ein Lesetipp: der geneigte Leser ersetzte bei der Lektüre des »Il Principe« eines Niccolò Machiavelli die Begriffe Fürst/Herrscher/Herrn z.B. durch Parteivorsitzende/Präsident/Aufsichtsratmitglied/Oberhaupt und Stadt/Land/Staat durch Vaterland/Banken-und Firmenkonsortium/Klerus.

Things Ain’t What They Used To Be: Welcome…!

(Renald Deppe)

Eintritt: Pay as you wish an der Abendkassa bzw. 7,50.- € im VVK inkl. Sitzplatzreservierung