Do 16. April 2020
20:30

Yukno (A)

Verschoben !

S.g. Karteninhaber*in,

aufgrund der augenblicklichen Situation muss das Konzert von Yukno auf 2021 verschoben werden. Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben. Ihre Karte bleibt gültig. Sie können diese aber auch in Gutscheine in der Höhe der gekauften Tickets tauschen. Vielen Dank im Voraus und alles Gute!

Ihr P&B Team

Yukno - mit stummem K

Es ist ein dunkles, tiefes Pochen in der rechten Schläfe. Die Nacht war lang, der Morgen ist zu kurz. Und trotzdem, das Herz ist irgendwie leichter. „Mein Geist war befreit von der Körperlichkeit“, sind nach fast einminütigem Intro die ersten Zeilen, die Georg Nöhrer, Sänger von Yukno, im Song „Sonne“ dem Mikro mitteilt. Man sieht ihn dort sitzen, hinter sich der Berg an Erfahrungen, es sind nicht nur gute dabei.

Yukno waren früher Neodisco, eine noch schülerhaft gegründete Spaß-Truppe, nach eigenen Aussagen zwischen Club und Zeltfest oszillierend, Musik, die am besten zu einer starken Mischung Cola-Rot schmeckt.

Und auch, wenn das nicht das Nationalgetränk ist, hat es breitenwirksam funktioniert, Sony Austria hat mit Stift und Vertrag um Autogramm gebeten. Die anfangs noch vier, dann drei Mitglieder von Neodisco schlagen ein, was will man mehr, aus der steirischen Provinz hinauf auf die Bühnen immerhin des Landes, der Bundesländer. Unbedarft, so erzählen sie später, man wollte eben einfach spielen, und hinaus in die Welt.

In Nachhinein betrachtet, war Neodisco, trotz bunter Schweinwerfer, Heurigenbänke und garantierter Eskalation immer schon ein Projekt mit Ablaufdatum. Yukno heben sich 2015 aus der Asche des Schulbandprojekts, als Mitglieder bleiben nur die Brüder Georg und Nikolaus.

Und das soll auch der neue Sound sein: Ehrliche, direkte, unaufdringliche Musik. Schon auch noch für den Dancefloor gemacht, aber gleichzeitig für die stillen, einsamen Gedankengänge. Auch auf der Bühne wird getauscht, die Texte schreiben die beiden zwar gemeinsam, Nikolaus schenkt seine Aufmerksamkeit live aber jetzt vermehrt den Synthesizern statt dem Gesang.

„Wo das Leben sich dem Schicksal fügt, bist du endlich angekommen“, heißt eine Zeile im Song „Land“. Ihre Sprache haben Yukno dem Österreichischen dezent entfernt. Was soll’s, die Festivalbühnen sollen auch im Nachbarland erobert werden, und dieser Plan wird wohl aufgehen. Direkt, klar und poetisch trägt mehr die Stimme als die Melodie die Songs in abgeklärter Monotonie durchs Album. An ihrer Seite ein Bass, der nie zur Ruhe kommt. Der anfangs ungeplante minimalistische Ansatz, die Songs um ihn herum zu konzipieren, hat sich als Glücksgriff erwiesen, und das nicht nur, weil der E-Bass ein so herrliches Live-Instrument ist. Er erinnert an einen klopfend-knirschenden Holzfußboden, auf dem man mit schweren Stiefeln dahinstolpert. Er prägt die Musik von Yukno und ist ein erdiger Signature Sound, auf den sie stolz sein können. Einer, der vielen Bands gerade anfangs fehlt.

Was Yukno jetzt machen ist Indie-Pop. Nicht nur dem Genre-Begriff entsprechend, sondern wirklich indie, independent. Den Major-Deal haben Georg und Nikolaus Nöhrer - samt eingerosteter Disco – mit einem letzten, freundschaftlichen Handschlag abgegeben. Jetzt entscheiden sie selbst über Songauswahl, Releasedatum, Bühnenoutfit. Wieder zurückeroberte Entscheidungshoheit, die Hand in Hand mit dem Prozess geht, den sie als „das Herauswachsen aus der Pubertät“ beschreiben.

Bei Yukno fließt viel zusammen, die Banderfahrungen, aber auch das eigene Erwachsenwerden. Große Helden der österreichischen Texterei wie Ludwig Hirsch, der seines Zeichens sogar ein guter Freund von Papa Nöhrer war, treten aus Kindheitserinnerungen wieder nach Vorn ins schreibende Bewusstsein. Und texten, das können Yukno: klar formulierte Gefühlsfetzen, das große Drama klein gemacht, für jeden und jede, präzise, direkt, aber eben wie geplant, angenehm unaufdringlich.

„Das ist mehr als ein Tanz, ich sprech’ zu meinen Göttern“, schon ein älteres Beispiel, Yukno haben schon 2015 und 2016 je eine EP veröffentlicht, die sich soundmäßig dem Anfang Februar veröffentlichten Debütalbum „Ich kenne kein Weekend“ angenähert hat. Jetzt ist Yukno so, wie sich die beiden Musiker das vorstellen.

Der Titel „Ich kenne kein Weekend“ klingt nach einer neuen Hipster-Bar, gemunkelt wird über Joseph Beuys-Referenzen, der eine seiner Installationen gleichnamig betitelt hat. Yukno sehen sich nicht als große Kunstkenner, aber sie kennen ihre Kunst: so machen sie aus Beuys’ Gedanken ihre Systemkritik. Einerseits ist es ein Abgesang auf das Leben im 40-Arbeitsstunden-Hamsterrad, das das Glück auf zwei Tage limitiert. Es ist aber auch Ausdruck dessen, wie Yukno mit ihrer Muttersprache arbeiten. Das holprig Denglische stellen sie dabei bewusst und plakativ in den Vordergrund.

Die erste veröffentlichte Single unter dem neuen Bandnamen Yukno, „Feuer“, entsteht noch in gerechter Aufteilung zwischen englischem und deutschem Text. Auf „Ich kenne kein Weekend“ ist außer dem begehrten Wochenende so gut wie nichts Englisches mehr zu hören. Yukno verwenden die Sprache, wie sie eben im everyday life funktioniert, und wer hat da nicht schon mal ein „Alright“ oder „Whatever“ verwendet.

Schon der Bandname selbst liest sich wie ein akklimatisiertes Fremdwort. Da passt es gut, dass auch der Song „Yukno“, mehr gelesen als gesungen von einer nicht näher benannten Frauenstimme, den Namen in ein „You know“ hineinverwischt. Man wird erst spät, oder überhaupt nicht dahinter kommen, dass es sich eigentlich um ein auf Koreanisch eingesprochenes Gedicht handelt.

Die Stimme wird am Album nur dieses eine Mal getauscht, die Erzählperspektive dafür umso lieber. Auf „Blut“ etwa, so rot und heiß und schön wie die Liebe, um die es auch geht. Ein romantisches Szenario. „Blut“ schleicht sich an wie ein Krimi, gedreht draußen, vielleicht in Donaustadt, in dichtem Nebel. Die Tatwaffe: emotionaler Abgrund. „Ziel’ auf mein Herz und dann füll’ mich mit Blei.“ - Es ist das geliebte Opfer, das hier erzählt, und es sitzt genau in der Schusslinie.

„Ich kenne kein Weekend“ ist nicht nur ein zeitgemäßer Titel. Auch die Band trifft damit einen schon juckenden Nerv. Yukno haben für ihr Debütalbum eine persönlich und musikalisch spannende Schwelle überwunden. Im passenden Jargon: Auf nach Tomorrowland. (Lisa Schneider, FM4)

Eine Veranstaltung von Spoon-Agency