Mo 27. April 2020
20:30

Steve Kuhn Trio (USA)

abgesagt !

Steve Kuhn: piano
Steve Swallow: bass
Billy Drummond: drums

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Auch mit einer kecken John-Coltrane-Persiflage bestach der oft unterschätzte Pianist Steve Kuhn im Porgy & Bess. Ansonsten: perfekt austarierter Beserljazz.

In seiner Kunst hat er Zerknirschung und Bedauern so konsequent geadelt wie kaum ein anderer. Um so überraschender, dass Steve Kuhn im Porgy & Bess den melancholischen Schlager „Yesterday's Gardenias“, den Big-Band-Leader Glenn Miller in den Vierzigerjahren berühmt gemacht hat, in beinah frecher Fröhlichkeit anlegte. Diese Unvorhersehbarkeit hat Kuhn, der schon mit 13 Jahren in den Clubs von Boston gespielt hat, immer schon ausgezeichnet. Deshalb holten ihn ja auch in den Sechzigerjahren die führenden Freejazzer Don Cherry, Ornette Coleman und John Coltrane in ihre Bands.

Trotzdem blieb Kuhn stets ein Geheimtipp. Ob seine Liebe zur Sängerin Monica Zetterlund daran schuld war? Vier Jahre lebte er mit ihr in Schweden, verpasste wichtige Entwicklungsjahre des New Yorker Jazz. Als er 1971 in die USA zurückkehrte, war er ein gebrochener Mann. Bill Evans kümmerte sich um ihn und schenkte ihm ein Fender-Rhodes-Piano. Das auf diesem Instrument entstandene Album war lange Zeit eine Rarität. Vor wenigen Wochen wurde es wieder veröffentlicht. Heute mag Kuhn diese auf dem Buddah-Label erschienene Exkursion in vermeintlich kommerzielle Gefilde durchaus gerne: „Es hört sich viel besser an, als ich es in Erinnerung hatte“, meinte er vor dem Konzert zur „Presse“.

Poem für einen Baseballspieler

1971 komponierte Kuhn erstmals richtige Songs. Düster wie kaum etwas, was man bis dahin im Jazz gehört hatte. Sheila Jordan sang später einige davon, Kuhn selbst auch. Das war mutig, weil seine Stimme für schwierigere Manöver denkbar ungeeignet ist. Und doch wirkt sie in ihren Unsicherheiten total anrührend. An diesem intimen Abend in Wien gab Kuhn zwei Kostproben dieses anheimelnden Flüstergesangs. Im ersten Set sang er sein „Poem for No. 15“, ein düsteres Epitaph für einen früh verstorbenen Baseballspieler der New York Yankees. Später das elegische „The Zoo“, ergänzt durch eine Persiflage auf Coltranes spirituelles „A Love Supreme“: Mit frech blitzenden Augen brummelte Kuhn in dem Kirchenliedton, in dem Coltrane einst die höchsten Mächte anrief, die entschieden weltliche, auf die Motown Girl Group anspielende Zeile: „I love the Supremes“.

Übermut trieb auch den leichtfüßigen „Magic Samba“, komponiert vom groß aufspielenden Bassisten Buster Williams. Bei Sonny Rollins' „Airegin“ demonstrierte das Trio seine Kompetenz in Sachen rescher Spielkultur. Abgesehen davon dominierte an diesem Abend eine butterweiche Melancholie. Ravels „Pavane for a Dead Princess“, das der Jazz in den Dreißigerjahren kaperte und als Standard namens „The Lamp Is Low“ verhökerte, gewann die elegante Tristesse zurück. Nobel auch die Lesart von Antonio Carlos Jobims schmachtendem Liebeslied „Angela“: Das vor allem in den leisen Stellen brillierende Trio mengte die dringend nötigen Bitterstoffe bei. Perfekt austarierter Beserljazz.

(Samir H. Köck, "Die Presse", 08.05.2015)