Walter Smith III / Michael Janisch / Eric Harland (USA)
Mitunter macht es Sinn, sich an das Debüt eines Künstlers zu erinnern. Zumal, wenn sich wie bei dem Saxofonisten Walter Smith III an der kreativen Konzeption seiner Spielauffassung nichts verändert hat. Bereits im Jahr 2006 überzeugte er mit „Casually Introducing,“ das bei dem spanischen Fresh Sound New Talent-Label erschien. Seine damaligen Bandkollegen, der Trompeter Ambrose Akinmusiré, der Pianist Robert Glasper und der Gitarrist Lionel Louke sind bei uns mittlerweile sicherlich bekannter als Smith III.
Vielleicht ändert sich das jetzt mit „Twio“. Es ist das fünfte Leader-Album des Saxofonisten, und es hat eine Menge zu bieten. Wie Smith III im transparenten Trio-Kontext die Stücke prominenter Jazzzmusiker wie „Ask Me Now“ von dem Pianisten Thelonious Monk, „Social Call“ aus der Feder des Saxofonisten Gigi Gryce und „Adam’s Apple“ von Wayne Shorter in seine Klangwelt überführt, ist jedes Mal faszinierend. Obgleich der auf die 40 Jahre zugehende Smith III aus Houston stammt, hat er wenig mit der Traditionslinie der „Texas Tenors“ im Sinn (diese Spielweise zeichnete sich durch einen wuchtigen, erdigen Sound mit starkem Bluesbezug aus). Walter Smith III verfügt hingegen über einen unverkennbar geschmeidigen Ton, der dennoch im Blues geerdet ist. Die in seine Improvisationen einfließenden Bögen behalten stets ihre swingende Noblesse.
Das wird besonders deutlich in den fabelhaften Tenorsax-Duett-Aufnahmen mit dem als Gaststar mitwirkenden Joshua Redman. Die Version von Ferde Grofés „On The Trail“ aus dessen „Grand Canyon Suite“ begeistert ebenso wie das zunächst unisono interpretierte „Contrafact“. In dem vom Bop infizierten Original des Leaders taucht im weiteren Verlauf die oft im Cool Jazz verwandte Kompositionsart des Kontrapunkts auf, bei der die Saxofonisten zu den melodischen Tonfolgen des Themas eine Gegenstimme kreieren. Ein Volltreffer! (Gerd Filtgen)
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