Geschichte des Jazz & Music Clubs Porgy & Bess 

Als mich mathias rüegg im Herbst 1993 mit der Frage konfrontierte, ob ich mir vorstellen könne, gemeinsam mit Renald Deppe, Gabriele Mazic und ihm einen kontinuierlichen Jazzclub in der ehemaligen Fledermaus-Bar, in der zu jener Zeit gerade der „Jazzherbst“ veranstaltet wurde, zu etablieren, fühlte ich mich einerseits durchaus geehrt (ich war damals Mitte zwanzig und erst ein paar Jahre in Wien), andererseits hatte ich einige Vorbehalte diesem Ort gegenüber. Einen modernen Jazzclub an der Geburtsstätte des österreichischen Kabaretts zu versuchen, in einem plüschigen Umfeld mit widrigen technischen und infrastrukturellen Möglichkeiten, erschien mir zumindest (hinter)frag(ens)würdig.

Ich kann mich noch sehr genau an die ersten Konzerte erinnern: an das Erich Quartett mit Reinhard Micko und Michael Fischer am 4. Januar 1994 (sieben zahlende Besucher), an das Trio von Nicolas Simion (fünf Besucher) oder an den Auftritt von Mikulas Skuta (noch weniger, obwohl wir viele Freunde kontaktierten) und ein paar (den Besucherzuspruch betreffend) ähnlich ärmliche Veranstaltungen mehr. Der Beginn schien meine anfängliche Skepsis zu bestätigen. Doch plötzlich spielte Max Nagl vor übervollem Haus (behördlich wurde die Kapazität mit einhundert Personen festgesetzt), das mehrtägige „Porträt“ von Wolfgang Puschnig wurde zum Publikumsmagneten.

Plötzlich stellten wir auch positiv fest: Der von uns anfangs beargwöhnte Samt an den Wänden bereitete der verstärkten Musik eine sehr gute Akustik. Zwei Metalltüren, die wir so nicht dort eingebaut hätten, sorgten unverhofft dafür, dass die Hausbewohner nichts von den nächtlichen Umtrieben mitbekamen. Die magistratischen Instanzen ließen uns gewähren. Die Besucher fühlten sich wohl und die Musiker sich geschätzt. Schließlich verliebte ich mich geradezu in den Raum.

Einige Jahre später: Das P&B avancierte inzwischen zum festen Bestandteil der heimischen und internationalen Jazzszene, „unmögliche“ Projekte wurden mit viel Überzeugungsaufwand realisiert (versuchen Sie einmal, einen Pianisten zu überreden, dabei mitzuhelfen, den gestimmten Flügel von der Bühne in den Besucherraum hinunterzuhieven, damit seine Musiker auf der Bühne Platz finden!); und doch: Die Uhr lief, das Datum stand fest – der auf fünf Jahre limitierte Pachtvertrag würde in absehbarer Zeit auslaufen.

Und mit einem Mal bot sich die Chance, einen neuen, viel flexibleren Raum zu kreieren – einen Raum, der gestaltet werden kann, der letztlich ganz neu geschaffen wird, um dieser Musik, die, wie gesagt wird, zu den wichtigsten Errungenschaften des zwanzigsten Jahrhunderts zählt, zu einem dieser Bedeutung adäquaten Umfeld zu verhelfen. Trotz vereinsinterner Auffassungsunterschiede entschieden wir uns für dieses Wagnis. Mehr dazu


Christoph Huber