So 4. Juli 2021
20:30

James Blood Ulmer: guitar, vocals

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Gospel, Blues, Rhythm & Blues sozialisierten den jungen James Blood Ulmer. Sein Einstieg in New Yorks Jazzszene Anfang der 1970er Jahre brachte ihn mit diversen Jazzgrößen zusammen. Besonderes Schlüsselerlebnis war die Begegnung mit Ornette Coleman. Dessen harmolodisches Gedankengebäude zog den Gitarristen in den Bann. Seine Mischung aus offener Jazzform, Funk und Rhythm & Blues machte Ulmer zu einem der prägenden Wortführer des medial als „Free Funk“ oder „No Wave“ vermarkteten Spielauffassung. Ulmer verfolgte jedoch keine neue Jazz-Welle; es war seine ganz persönliche musikalische Enthüllung in der Jazz-Sprache, die in alle Richtungen hörte, Anregungen einfing, solitäre Unverkennbarkeit erlangte. Nicht zuletzt bedingt durch die spezielle Fingertechnik der Schlaghand, der individuellen diatonisierten/chromatisierten, offenen Stimmung und des meisterlichen Einsatzes des Wah-Wah-Pedals. Der Blues in seiner elektrischen Gewandung, angereichert mit Rockingredienzien, blieb unabdingbarer Nährboden. Am pursten und offensivst nach außen getragen klarerweise im Alleingang. Den Ulmer nicht allzu oft unternimmt. Aber an diesem Abend wieder einmal. Mit seiner goldgelben Gibson Super 400 wird er labyrinthische Melodieutopien und –rhythmen von Song zu Song zu einer rauschhaften „Klangpredigt“ auftürmen. Gespickt mit scharfkantigen Klängen, aufrüttelnden Dissonanzen wird diese jedoch gleichfalls in die Sehnsüchtigkeit gepflogener Blues-Phraseologie abtauchen. Ab und an mit rauem Bariton eindringlich verbalisiert. Ulmer verzehrte sich nach Hingabe, nach Wagnis, nach Sinnenmusik. In seinem Verständnis ist dies auch ganz eng mit Spiritualität verbunden. (Hannes Schweiger)