Jimi Tenor: tenor saxophone, keyboards, composition, arranger
Orchester der Vereinigten Bühnen Wien
Aneel Soomary, Alex Krenn: trumpets
Thomas Faulhammer, Stephan Dickbauer: reeds
Dominik Stöger, Markus Eckl: trombones
Herbert Pichler: keyboards, conductor
Gigi Skokan: keyboards
Marcus Pristernik: guitar
Frank Tepel: bass
Roman Baumgartner: drums
Woody Schabata: percussion
Anfangs sieht es nach allem aus, nur nicht nach einer Musikerkarriere für den extravaganten Finnen. 1965 als Lassi O. T. Lehto in Lahti geboren, verlässt er vorzeitig und gezwungenermaßen das Jazzinstitut, um seinen Lebensunterhalt als Alleinunterhalter auf Hochzeiten zu bestreiten und im Nebenjob mit der Band Shamans seinen Landsleuten Industrial näherzubringen. Sein Künstlername setzt sich zusammen aus dem Vornamen des Sängers Jimmy Osmond und seinem Instrument, dem Tenor-Saxophon.
So erscheint die Emigration nach New York als konsequenter Schritt. Fort aus der Trostlosigkeit Finnlands hinein in den Schmelztiegel der Ideen. Doch statt sich in den Großstadtdschungel zu stürzen, schließt Tenor sich in seinem Appartement ein, tüftelt an billigen Synthesizern herum und spielt einige Stücke ein. Als das finnische Sähkö-Label seine skurrilen Werke 1994 unter dem Titel "Säkomies" veröffentlicht, beginnt die große Karriere. Die englische Presse feiert ihn als Techno-Gott und verleiht ihm Kultstatus.
So ist der Weg frei für den Nachfolger "Europa". Ein Auftritt im Rahmen der Love-Parade 1996 beschert ihm mit seinem Hit "Take Me Baby" den Durchbruch in die Charts und einen Plattenvertrag bei Warp-Records, wo auch Aphex Twin seine Werke veröffentlicht.
Kein Wunder, dass sein erstes Album bei Warp mit dem Titel "Intervision" die ungeteilte Aufmerksamkeit des Popgeschäfts auf sich zieht und Tenor fortan ob seines Äußeren des öfteren mit Andy Warhol auf eine Stufe gestellt wird. 1999 folgt mit "Organism" die konsequente Fortsetzung seiner auf "Intervision" zum Markenzeichen erhobenen Mixtur aus Jazz, Dance und Soul-Elementen, verquirlt zu einem einzigartigen Tenorsound.
Nach "Out Of Nowhere" (2000), "Utopian Dream" (2001), "Higher Planes" (2003) und "Beyond The Stars" (2004) veröffentlicht Tenor 2006 im Auftrag der Deutschen Grammophon ein Album mit Interpretationen von Steve Reich, Oliver Messiaen, Erik Satie, Nikolai Rimsky-Korsakov, Pierre Boulez. "Es sollte eine 50/50-Balance zwischen dem Original und meiner Musik geben. Die Auftraggeber wollten keinen radikalen Remix", kommentiert Tenor das Geschehen. Auf die Frage, ob er mit dem Material besonders vorsichtig umgehen musste, erklärt er im Welt-Interview: "Ja. Die noch lebenden Komponisten mochten die Idee überhaupt nicht, dass jemand mit ihren Stücken Schindluder treibt. Es sind ihre Kinder. Einer sagte: Remix bedeutet nichts anderes, als deine kleine Tochter in die Hände eines Vergewaltigers zu geben."
Dennoch gelingt dem experimentell erfahrenen Elektronik-Kauz eine ebenso coole wie verstörende Platte, der er jedoch wenig kommerziellen Erfolg zumutet. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die ReComposed-Serie ein großer kommerzieller Erfolg sein wird. Ich frage mich, wer sich das kauft", gibt er unverhohlen zu.
Die Nachfrage nach "ReComposed" hält sich tatsählich in Grenzen. Tenor widmet sich seiner neu aufkeimenden Leidenschaft für Afrobeat. Mit gleich zwei Veröffentlichungen beglückt er 2007 die Schar derer, die sich mit mal schrägem, lustigem oder euphorisch wildem Afrobeat anfreunden können.
"Live In Berlin" hält dabei einen Gig mit der Berliner Afroband Rhythm Taxi fest, den Tenor 2005 in der Hauptstadt spielt. "Die Nummern sind psychedelischer Bläser-Afrofunk in angenehmer Retro-Schönheit, musikalisch perfekt, voller ernsthaft gemeinter Klischees aus Big-Band-Jazz, Ethno und Bratz-Rockgitarre", schreibt dazu Jazzthing-Autor Olaf Maikopf.
Auf "Joystone" bittet der durchtriebene Finne den Ex-Fela Kuti-Perkussionisten Nicholas Addo Nettey, das westafrikanische Trio Kabu Kabu, seine Frau Nicole Willis und einige andere ins Studio. Gemeinsam erzaubern sie eine funkige Afro-Jazz-Scheibe, die vor Spielfreude geradezu überquillt. Diesen Weg setzt er bedingungslos fort, auch wenn sich der kommerzielle Erfolg aufgrund der immer deutlicher hervortretenden Free Jazz-Anteile, in überschaubaren Grenzen hält.
Doch der ist dem finnischen Kauz einerlei: "Eine gewisse Art von Angespanntheit während einer Show ist mir wichtig und treibt mich an. Das kann auch dazu führen, dass bei besonders frei improvisierten Passagen der Dancefloor innerhalb von Sekunden leer ist. Trotzdem machen wir so weiter, denn ich mag es, unmöglich lange Sequenzen zu spielen. Klar können die Leute tanzen, aber sie sollen sich unsere Musik auch anhören", lässt Tenor im Rahmen der Veröffentlichung von "4th Dimension"(2009), ebenfalls mit Kabu Kabu eingespielt, verlauten.
Doch besteht für die Fans der alten Garde noch Hoffnung, denn mit seiner Ehefrau, der New Yorker Sängerin Nicole Willis, veröffentlicht er mit dem Bandnamen Cola & Jimmu die Deep House-Alben "Enigmatic" (2013) und "I Give To You My Love And Devotion" (2014).
Was Tenor natürlich nicht daran hindert, weiterhin schrullige Ideen zu verfolgen. Etwa eine Zusammenarbeit mit dem finnischen Jazz-Orchester UMO, mit dem er 2015 "Mysterium Magnum" veröffentlicht. Gesang gibt es hier keinen, dafür tobt sich Tenor als Komponist, Arrangeur, Saxophonist und an einem russischen Keyboard aus. (laut.de)
An diesem Abend hören sie ihn mit Bearbeitungen für Orchester, wobei wir erstmalig mit dem benachbarten Orchester der Vereinigten Bühnen kooperieren. Ein ganz spezieller Abend! CH
In Zusammenarbeit mit den Vereinigten Bühnen Wien